Cuthead – 10 All Time Favs

17.10.2014
Foto:David Pinzer / © Uncanny Valley
Wir fragen Musiker nach 10 Schallplatten, durch die sie geformt, gebessert und gebildet wurden und bitten sie diese Auswahl zu kommentieren. Diesmal nimmt sich der an der Dresdner Cuthead der Aufgabe an.

Wenig trennt Hip Hop von House, Crossover-Ansätze sind trotzdem selten zu finden. Cuthead jedoch macht die Ausnahme und er macht sie gut. Angefangen hat für Robert Arnold jedoch alles mit Hip Hop, bei der Kunst:stoff Breakz-Posse in seiner Heimatstadt Dresden. Die Leidenschaft für elektronische Tanzmusik machte sich in der Diskografie von Robert Arnold erst später bemerkbar: Hier und dort wurden die Grooves zackiger und regelten sich die bpm-Zahlen nach oben. Eine Teilnahme bei der Red Bull Music Academy im Jahr 2008 dürfte wohl ihr Übriges beigetragen haben. 2011 debütierte Cuthead mit einer slammenden House-12“ auf dem Dresdner Plattenlabel Uncanny Valley und fand dort seine musikalische Heimat.

Ebendort erscheint nun mit »Total Sellout« eine Retrospektive, die es in sich hat. Die besten Tracks aus den Jahren 2006 bis 2010, um genau zu sein. Sample-vernarrte Hip Hop-Beats treffen auf entspannte House-Tunes, hier und dort schleichen sich auch UK-Sounds und komplexere Rhythmen ein. Cuthead vereint jedoch nicht allein in musikalischer Hinsicht das Beste aus beiden Welten, er führt auch die sensible Mentalität eines Diggers mit dem Traditionsbewusstsein eines House-Heads zusammen. Ob Hitchcock-Soundtracks, Mississippi-Blues, Deep House, Miami-Rap oder Braindancer aus dem Brainfeeder-Umfeld: In seinen 10 All Time Favs Cuthead zehn Perlen auf einen roten Faden, die unterschiedlicher kaum sein könnten und trotzdem gemeinsam Sinn ergeben.

1 – »Cypress Grove Blues« by Skip James
taken from the 10” »Devil Got My Woman/Cypress Grove Blues«, Paramount 1931
Find it at hhv.de: LP
Cuthead: Eine Deltablues-Aufnahme von 1931, die auch heute noch funktioniert und absolut zeitlos ist. Minimalistisch in der Instrumentalisierung und repetitiv im Text. Wenn man sich einmal an Skips hoher Falsettstimme und die Aufnahmequalität gewöhnt hat, kann man einfach nicht genug davon bekommen. Unglaublich, dass der Song aus Zeiten der Weimarer Republik stammt und dennoch nichts an seinem Reiz verloren hat.

2 – »Stop« by Camille Bob
taken from the 7” »Stop/Soul Woman«, La Louisianne 1969
Cuthead: Eine super rare Soul Platte, mit dem kraftvollsten Vocal, das ich je gehört habe. Die instrumentale Begleitung pusht das Ganze noch weiter und beide Elemente ergänzen sich perfekt.

3 – »Get Thy Bearings« by Donovan
taken from the LP »The Hurdy Gurdy Man«, Epic 1968
Cuthead: Dieser Song ist ein absoluter Ausnahmesong von Donovan, der sonst eher einen anderen, rockigen und folkigen Sound gemacht hat. Ich habe noch einige Kindheitserinnerungen an die Musik von Donovan, weil mein Vater diese Musik zu hören pflegte. Als ich später diesen Song entdeckte, konnte ich kaum glauben, dass derselbe Interpret dafür verantwortlich ist. Klasse Bass- und Saxophonparts, super jazzig und zeitlos.

4 – »Son Shine« by Everliven Sound
taken from the 12” »Prophesise The Comin«, Sub Verse 2000
Cuthead: Eine echt gute Rapplatte, die ich vor zehn Jahren durch Zufall gefunden habe. Der Einstieg des Rappers ist einfach der Knaller. Der Beat alleine wäre wahrscheinlich etwas zu verworren, aber in Kombination mit dem Vocal ist es mehr als die Summer seiner einzelnen Bestandteile.

5 – »Between Friends« by Captain Murphy ft. Earl Sweatshirt
taken from the LP »Duality«, Roam 2013
Cuthead: Durch diesen Track habe ich Earl Sweatshirt kennengelernt, super Beat von Flying Lotus und ein MF Doom‘scher Flow, den ich mindestens 400 mal gehört habe. Wenn ein Track dann nicht nervt, muss es schon etwas heißen.

6 – »Rain« by Kerri Chandler
taken from the 12” »The Mood EP«, Nervous 1998
Find it at hhv.de: LP
Cuthead: Für mich einer der besten Housetracks ever. Die Drums sind einfach super groovy und diese smoothen Orgelharmonien werden einfach nie langweilig. Auch hier greifen alle Elemente super ineinander und in der Summe entsteht etwas ganz Besonderes.

7 – »Times Are Changing« by Smokin Beats ft. Conroy
taken from the 12” »Times Are Changing«, Smokin Beats 1995
Cuthead: Super Housebrett mit ungewöhnlichen Elementen. Ein Reggae-angehauchtes Vocal, killer Bassline und ein hypnotischer Harmoniewechsel, der immer einen Tick unerwartet früh kommt. Killer.

8 – »Boundary Situation« by Antennae
taken from the 12” »Silent«, Botanico Del Jibaro 2003
Cuthead: MC Stres hat leider viel zu wenig gemacht. Ein unglaublich talentierter MC, der die Brücke zwischen klassischem Rap und Spoken Word schlägt. Auch die Beats waren immer etwas unkonventionell. Mein Favorit der EP war »Boundary Situation«. Ich habe viel Hip Hop gehört, aber über die Jahre habe ich festgestellt, dass mir dieses unscheinbare Lied stets am Herzen lag und irgendwie sogar immer besser wurde.

9 – »Scène d‘amour« by Bernhard Hermann
taken from the 10” »Vertigo O.S.T.«, Mercury 1958
Cuthead: Mein absoluter Lieblingssoundtrack zu einem Film. Er versetzt mich immer in eine seltsame Stimmung zwischen Freude und Trauer. In Verbindung mit den Bildern des Films ein echtes Meisterwerk.

10 – »Evangelion« by Thundercat
taken from the 10” »Apocalypse«, Braindfeeder 2013
Find it at hhv.de: LP
Cuthead:: Thundercat spielt seinen Bass einfach unvergleichlich, was man ja auch in vielen Produktionen von Flying Lotus heraushört. Er hat bestimmte Signature-Sounds und bestimmte wiedererkennbare Harmonien entwickelt, die seine Musik unverwechselbar machen. Zusammen mit dem Vocal und einem minimalistischem Drumset stimmt hier alles.