Chiddy Bang – Bangster’s Paradise

20.02.2012
Foto:Mike Piscitelli
Wenn in diesen Tagen das Debütalbum von Chiddy Bang erscheint, dann hat das Duo aus Philadelphia längst eine Tür in der Rapgemeinde aufgestoßen. Im Interview erzählt Noah Jones wie man dennoch auf dem Boden bleibt.

Unumstößliche Regelwerke und eng gezurrte Grenzen waren noch nie der richtige Dünger für Kunst. Das ist auch im Rap nicht anders. Folgerichtig also, dass Chidera »Chiddy» Anamege und Noah »Xaphoon Jones« Beresin von Chiddy Bang ihr entfesseltes und entfesselndes Liedgut dermaßen freigeistig angelegt haben, dass mit ihrem fortschrittlichen Soundentwurf aus altgedienter HipHop-Tradition und seiner zeitgemäßen Übersetzung etwas entstanden ist, auf das sich nicht nur die üblichen Verdächtigen einigen können. Chiddy Bang haben mit ihrem Debütalbum Breakfast eine Tür aufgestoßen. Und bitten ihre Hörerschaft darauf freundlich um Eintritt, wie Noah im Interview erzählt.

Ihr habt eure Musik mal mit den Worten »old school fun style with some new school production techniques and rhymes« beschrieben. Wie wichtig ist es, auf der einen Seite die traditionelle HipHop-Herangehensweise am Leben zu halten und diese auf der anderen Seite mit aktuellen Entwicklungen zu kombinieren?
Noah Jones: Letztlich zollt man mit seiner Musik immer seinen musikalischen Idolen Respekt. In meinem Fall waren das vor allem Leute wie DJ Premier, J Dilla oder die Neptunes. Auf der anderen Seite ist es aber natürlich auch wichtig, nicht bloß deren Ideen aufzugreifen, sondern neue, eigene Weg zu gehen. Regeln, Limitierungen oder musikalische Grenzen gibt es bei mir deshalb nicht. Ich halte es wie die Produzenten aus der Elektro-Szene: Mir geht es einzig und allein darum, möglichst viele Menschen zum Tanzen zu bewegen.

War das schon immer dein Ansatz?
Noah Jones: Nicht bewusst. Aber ich bin in Philadelphia aufgewachsen, und zwar zu einer Zeit, als die Baltimore-Club-Music zu uns rübergeschwappt ist. Das war eine sehr verrückte Zeit, in der Dance-Music in unser aller Leben eine wichtige Rolle gespielt hat. Auch Diplos Label Mad Decent hat ja seinen Sitz bei uns, und dessen Output hat uns ebenfalls stark geprägt.

»Viele Künstler, die erfolgreich werden, ziehen sofort nach New York, Los Angeles oder London, aber wir hängen immer noch in Philly rum und haben unsere Betten bei unseren Mums.«

Noah Jones
Euer Bandgefüge ist ein sehr klassisches: Ein DJ/Produzent und ein MC. Was schätzt du daran besonders?
Noah Jones: Chiddy und ich stacheln uns gegenseitig zu Höchstleistungen an, und das ist großartig. Wir haben eine tolle Arbeitsbeziehung und können uns gegenseitig stets ehrliches Feedback auf unsere Arbeit geben. Die Arbeitsweise als Duo ermöglicht es uns zudem, dem Album einen durchgängigen Vibe zu verpassen, und das schätze ich sehr.

Gibt es auch etwas, das dir dabei manchmal auf die Nerven geht?
Noah Jones: Ja – dass die Leute mich manchmal fragen, was eigentlich mein Job innerhalb der Band ist (lacht). Denn klar: Chiddy ist ganz offensichtlich der Rapper. Mich sehen die Leute aber häufig bloß im Hintergrund unserer Musikvideos tanzen und fragen sich dann: »Was zum Teufel macht eigentlich das Weißbrot da?«

Auf dem Track Dream Chasin eurer ersten EP gibt es die Zeile: »This thing called success is so strange/ cause you could get notoriety and still ride the train«. Das klingt nicht gerade sehr optimistisch hinsichtlich eures wachsenden Erfolges.
Noah Jones: Die Zeile ist eine Referenz an unseren Freund Diplo, der für seine Produktion von Paper Planes von M.I.A. 2009 für den Grammy nominiert war. Er ist von der Veranstaltung mit dem Bus zurück nach Philly gefahren; und das fanden wir verrückt. Ich meine: In einem Augenblick stehst du an der Spitze der Musikindustrie, im anderen holt dich aber die Realität wieder ein. Bei uns ist das ähnlich. Viele Künstler, die erfolgreich werden, ziehen sofort nach New York, Los Angeles oder London, aber wir hängen immer noch in Philly rum und haben unsere Betten bei unseren Mums.

Ihr seid mal nach der coolsten Sache gefragt worden, die euch je passiert ist, und habt von einem Anruf von Q-Tip erzählt.
Noah Jones: Ja. Er hatte einen Track von uns gehört, rief daraufhin bei uns an und wollte einen Song mit uns machen. Wir hätten ihn gerne in alter ATCQ-Manier rappen hören, aber er wollte stattdessen lieber singen. Also gaben wir ihm unseren Song Here We Go, der im letzten Jahr auf unserer Preview EP zu hören war.

Ist in der Zwischenzeit etwas noch Cooleres passiert?
Noah Jones: Das war schon ziemlich weit vorne. Aber ich habe auch einen Track für Big Sean produziert, bei dessen Album Kanye West als Executive Producer fungiert hat. Also sind Chiddy und ich zur Album-Release-Party gefahren und standen dann irgendwann neben Jay-Z und Kanye West – und viel cooler kann es dann schon fast nicht mehr werden.