Brian Shimkovitz of Awesome Tapes from Africa live at HHV Store

20.06.2024
Seit 20 Jahren ist der Musikethnologe Brian Shimkovitz auf der Suche nach neuen, aufregenden Klängen vom afrikanischen Kontinent. Mit seinem Label und Blog Awesome Tapes from Africa bringt er uns diese Musik näher. Und manchmal legt er auch auf, natürlich mit Kassetten, wie am 16. Mai 2024 im HHV Store.

»Ich bin ein weißer Typ aus Amerika«, sagt Brian Shimkovitz. »Deshalb sind die afrikanischen Künstler mein Boss.« Als Gründer von Awesome Tapes From Africa sollte er solche Sätze sagen. Dass Shimkovitz sie so ernst nimmt wie seinen Vollbart (also sehr!), ist aber wichtig. Könnte schließlich komisch kommen – der in Berlin lebende Gringo mit dem Kassettenkoffer voller Highlife-Mukke aus Kamerun und Niger und fast allen anderen 52 Ländern Afrikas.

Shimkovitz ist einer der Guten. Und sein Label eines der besten, um an gute Musik zu kommen, die nicht nach Songcontest-Europa klingt. Warum das so ist? Shimkovitz hat Ahnung. Das heißt: einen Abschluss in Musikethnologie. Außerdem war er mit Mitte 20 in Ghana, hat dort die Hip-Hop-Szene erforscht und schließlich 2006 den Blog gestartet, für den er bekannt ist: Awesome Tapes from Africa.

Aus dem Blog ist 2011 ein Label geworden. Bald erscheint der 50. Release. Bereits mit den vorangegangenen 49 habe es Shimkovitz darauf angelegt, ein »neues Paradigma« zu etablieren: shady Deals der Musikgeschichtenvergangenheit durch faire, transparente Vergütung zu ersetzen. Rechte bei den Künstlern zu belassen. Ihre Geschichte zu erzählen. Insgesamt also anständig und respektvoll zu sein – man kann das penibelgenau auf seiner Webseite nachlesen.

Power-Auseinandersetzung mit der Powerbalance

»Ich will nicht so tun, als könnte ich Afrika repräsentieren«, sagt Shimkovitz sicherheitshalber trotzdem. »Mir ist die Powerbalance zwischen mir aus dem Globalem Norden und den Künstlern aus dem Süden durchaus bewusst.« Denn, Nachsatz, aber: »Ich versuche meine Privilegien in der sogenannten Ersten Welt so zu nutzen, dass ich anderen Zugang zum globalen Musikmarkt verschaffe.«

Wie das aussieht, lässt sich mit einem Blick über den Backkatalog von Awesome Tapes From Africa erahnen: Viele Re-Releases findet man dort, aber auch immer wieder neue, überraschende wie jener von DJ Black Low. Dessen Album gehörte, so Shimkovitz, zu den ersten Amapiano-Releases auf Vinyl. Dass Shimkovitz lieber Kassetten abspult, wenn er als DJ auftritt, hat andere Gründe. »Ich habe über 5.000 davon. Außerdem muss man sich mit der Musik, die man abspielt, wirklich auseinandersetzen.«

Brian Shimkovitz erklärt in diesem Post, wie er mit Kassetten mixt