Brenk – »Soulig und bouncig um die Ecke«

19.08.2011
Foto:Robert Winter
Anfang September veröffentlicht der Wiener Brenk den zweiten Teil seiner Instrumental-Reihe »Gumbo« auf Melting Pot Music. Zeit für uns, dem Sinatra Wiens ein paar Fragen vorzuspielen.

Wuchtige Drumbreaks, feinst-garnierte Soulchops, rollende Synthmelodien – keine Frage, einen Brenk-Beat lernt man schnell schätzen und filtert ihn noch schneller aus der Einheitssuppe der überquellenden Beatmaker-Generation heraus. Das hat selbst DJ Premier erkannt, der sich vor lauter Propsgeberei kaum mehr halten kann, so bald man ihn in Interviews nach dem Wiener Produzenten Branko Jordanovic alias Brenk befragt. Der hingegen zeigt sich vom Rummel und seine Person gänzlich unbeeindruckt und
arbeitet mit übermäßigen Eifer an neuen Instrumentalmeisterwerken. Neben zahlreichen Produktionen, die er auf dem kommenden Album der Westcoast-Legende MC Eiht platziert hat (das wiederum auf DJ Premiers Label Year Round Records erscheint), arbeitet Brenk derweil an der Fertigstellung der neuen Supergruppe S3 (Supa Soul Shit), die er gemeinsam mit MPM-Labelkollegen Miles Bonny ins Leben gerufen hat. Vorher allerdings bleibt er auf Solos Pfaden und veröffentlicht Anfang September den zweiten Teil seiner Instrumentalserie Gumbo. Zeit also, ihm ein paar Platten zu schicken und nach seiner Meinung zu fragen.

MC Eiht – Straight Up Menace (1993, Jive)
Find it at hhv.de: 12inch Die obligatorische MC Eiht-Frage zuerst, dafür erspare ich dir die Frage nach Premier. Los Angeles anno 1993. Die Geburtsstunde deiner Liebe zu Hip-Hop?
Ja, kommt hin, wobei ich glaube, dass meine erste selbst gekaufte CD die Predator von Ice Cube war. Die Jahre darauf, als ich begann tiefer zu graben, lernte ich neben den offensichtlichen Stars (Snoop, Dre, Eazy-E) auch undergroundigere Rapper und Gruppen kennen (Twinz, Celly Cell, Dru Down), die mich bis heute begleiten. Dasselbe gilt für Eastcoast und Down South Zeug.

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Model 500 – The Flow (G-Funk Mix) (1995, R&S)
G-Funk wurde selbst von den Techno-Gründungsvätern in Detroit aufgegriffen. Ein musikalischer Trend oder Attitüde for life?
Definitiv kein Trend, weil die G-Funk Musik den kalifornischen Lebensstil wiederspiegelte und der seither im Großen und Ganzen aufrecht geblieben ist. Außerdem merkt man ja an neuen Cats von Dom Kennedy bis AB Soul, dass sie gekonnt Samples mit den typischen G-Funk Synthesizern kombinieren und so dem Ganzen ein neues 2011 Gewand verleihen. Apropos: die Leute dürfen schon auf das kommende MC Eiht Album gespannt sein!

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Falco – Männer des Westens (1986, Mega)
Find it at hhv.de: CD In Bezug auf Österreich/Wien ist das Thema Falco omnipräsent. Hast du dich jemals mit seinem Werk beschäftigt?
Ich war nie der überdrüber Falco Fan, fand ihn aber immer sehr cool und einzigartig, meine Lieblings-Falco-Nummer ist Junge Römer. Ich hab sogar einen offiziellen Remix von Amerika gemacht, der auf die letzte Falco-Tribute-CD drauf sollte, allerdings wie das mit Major Labels so ist, sind wir am Schluss nicht zusammengekommen und so wird das gute Stück auf meiner Festplatte verstauben, weil sie mich sicher verklagen würden, sollte ich das je unter die Leute bringen. (lacht)

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DJ Cam – Twilight Zone (1997, Inflamable)
Wuchtige Drumbreaks stehen bei dir häufig im Mittelpunkt, die Stimmung neigt aber meistens ins Positive, sind aufgedreht, weniger introvertiert. Eine richtige Beobachtung?
Das kann man so stehen lassen! Wobei ich auch richtig grimmige Bösewichte in meinem Repertoire hab, das mit den Stimmungen hält sich ziemlich die Waage. Introvertiert muss meiner Meinung nach auch nicht immer zurückhaltend und düster sein, sondern kann auch soulig, bouncig um die Ecke kommen.

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Diverse – Ain’t Right (Madlib Instrumental) (2004, P-Vine)
Find it at hhv.de: 12inch Madlib und Dilla. Auf Chop Shop und auch Gumbo II verwendest du teils dieselben Samples. Tribut?
Dieselben Samples? Ich wüsste grad nicht welche Beats du da genau meinst, aber das kann schon mal vorkommen das man denselben Sample rausfischt. Da wir ja alle in denselben Gefilden jagen. Wenn ich manchmal einen Sample finde den schon jemand vor mir verwendet hat, reizt es mich trotzdem, ihn nochmal ganz anders zu verwenden und zu choppen. Natürlich gibt es ein paar heilige Samples die ich nicht mehr angreifen würde, aber das hält sich in Grenzen.

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Scarface – Emeritus (2008, Rap-A-Lot 4 Life)
Find it at hhv.de: CD In einem Interview hast du die Frage, welchen Song du gerne mal remixen würdest mit Scarface – Emeritus beantwortet. Der Beat ist an sich schon Brenk-like. Würdest du ihn komplett wenden? Andere Remix-Wünsche?
Eigentlich meinte ich generell, Scarface zu remixen wär mal killer, aber natürlich gibt es da noch viele, viele Andere die ich gerne remixen würde, von Curren$y bis Sean Price, von Ghostface bis Nate Dogg (R.I.P., einer meiner ganz großen Helden).

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Prince – The Ballad Of Dorothy Parker (1987, WEA)
Find it at hhv.de: 2LP Hier gehts mir um die die filigranen, reduzierten Prince-(Linn-)Drums. Bei dir stehen Drums auch meistens mit Mittelpunkt, sind aber meistens wuchtig und sehr dominant. Startest du deine Beats meistens mit den Drums?
Ich bin ehrlich gesagt kein Prince Experte, finde die Nummer hier aber richtig cool von der Stimmung her. Eigentlich kann man wirklich sagen dass ich bei gut 80% mit den Drums starte. Natürlich kommts auch umgekehrt vor, aber die Drums programmier ich doch oft zuerst. Wenn ich auf einen Sample oder Synth-Sound zuerst kippe, wird alles Andere um ihn herum gebaut aber wie gesagt eher andersrum.

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Gentle Giant – Playing The Game (1974, Capitol)
Find it at hhv.de: LP Sicherlich nicht der abgefahrenste Prog-Song, dafür mit tollen Drums und einem interessanten Breakdown. Deine Beats machen den Eindruck, als seist du mit Prog-Rock bestens vertraut. Irgendwelche Favoriten?
Ich hab schon einige Prog- und Krautrock Platten, die mich immer wieder flashen und sehr inspirieren, da sie ja meistens ziemlich schräg klingen. Das Gute ist eben, das hinter jedem noch so chaotischen Sound oder Geplärre die perfekten 10 Sekunden schlummern können. Man muss einfach sein Gehör spitzen um dann aus dem Unmöglichen einen womöglich geilen Loop herauszuhören. Aber es erfordert natürlich mehr Ausdauer, da die Nummern ja oft an die 10min dauern, und man sich da erstmal durchboxen muss.

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The Stylistics – Let them work it out (1973, Avco)
Ich kann mich irren, aber die Stylistics haben eine besondere Bedeutung für dich, oder?
Die Stylistics gehören auf jeden Fall zu meinen Top 5 Soulgruppen aller Zeiten. Natürlich hab ich wöchentlich neue Lieblinge die ich entdecke, aber die Meisten dieser Gruppen haben dann doch nicht so eine ausgiebige Diskographie wie die Stylistics. Ich hab sogar DVDs von ihren Live Auftritten, jedoch waren die meistens leider ohne Russel Thompkins Jr., der ja das markante Herz der Band war.

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Nebraska – Patina (2011, Rush Hour)
Find it at hhv.de: 2LP Produzenten der elektronischen Musik haben oftmals ein Herz für Hip-Hop. Anders tun sich Hip-Hopper damit aber oftmals schwer. Wie siehts bei dir aus?
Hab ich da den Sample von Stakes Is High von De La Soul rausgehört? Mir gefällt Musik, bei der die Stimmung, die der Produzent zu vermitteln versucht, auf mich übergreift. Da ist es mir dann scheißegal, wie schnell oder langsam die Nummer ist-wenn der Funken überspringt. Da fällt mir spontan Justice ein, die sind seeehr leiwand!

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