Die Bands The Pharcyde und Bizarre Ride II The Pharcyde behaupten beide, die gleiche Band zu sein, nämlich die originalen The Pharcyde Und als Bizarre Ride II The Pharcyde eine Europa-Tournee ankündigten, jedoch in den Medien stand, dass The Pharcyde wieder da seien, und dann auch noch gleichzeitig Shows von The Pharcyde in den USA gespielt wurden, war die Verwirrung komplett. War die Band wieder in Originalbesetzung zusammen? Wer gehörte eigentlich dazu? Und wer waren die anderen Pharcyde? Selbst die Booking-Agentur wusste es nicht. Wir haben Bizarre Ride II The Pharcyde ihre Version der Geschichte erzählen lassen.
Wer seid ihr und wer ist The Pharcyde? Könnt ihr das aufklären? Wer gehört zu welcher Band?
J-Swift: Ich kann dir Folgendes erzählen: The Pharcyde waren ganz am Anfang genau die Leute, die heute hier sind. Ich und L.A. Jay haben produziert und Tre und Fatlip haben gerappt. Dann kamen Imani und Romye dazu. Nach dem Weggang von mir und L.A. Jay gab es den Punkt, an dem Fatlip nicht mehr Teil der Gruppe war. Irgendwann begann dann Tre mit seinen Solo-Sachen, die recht erfolgreich wurden und somit zu einem Problem für die Gruppe. Dann waren es irgendwann nur noch Imani und Romye, die jetzt als The Pharcyde in Las Vegas sind.
Ihr seid also wiedervereint, nur eben nicht ganz?
J-Swift: L.A. Jay und ich haben 2011 in unserer Radioshow, die »Walk on the Pharcyde« hieß, Tre und Fatlip eingeladen. Das war kurz vor dem 20. Jubiläum der Gruppe. Zusammen mit Mike Ross (Anm.: war 1991 der Entdecker von The Pharcyde beim Label Delicious Vinyl) überlegten wir dann etwas später, ob wir es hinbekommen würden, die Gruppe mit Tre und Lip für Live-Auftritte wiederzuvereinen und das Album »Bizarre Ride II The Pharcyde« zu spielen. Das klappte und es kam K-Natural hinzu, der die noch offenen Parts der anderen übernahm. Ganz gleich, was wer sagt, aber das Album ist unser Album, deshalb performen wir das. Wir haben uns entschieden, die Tradition unserer Musik fortzuführen. Deshalb gibt es uns als »Bizarre Ride«, denn wir wollen uns nicht um Namen zanken. Wir arbeiten heute auf Basis von Liebe und Spaß.
Wie kam es eigentlich zu der kompletten Wiedervereinigung in 2008 für die Rock The Bells Tour und warum hat das nicht auf Dauer funktioniert?»Dilla war einer von diesen besonderen Menschen, ein Anführer, einer, an den man oft gedacht hat, wie etwa: Was hätte Dilla wohl mit diesem Loop gemacht?«
Slim Kid Tre
Slim Kid Tre: Chang Weisberg, einer der Verantwortlichen der Tour handelte mit allen ein Arrangement aus. Mochten wir uns deshalb wieder? Nein. Wollten wir miteinander abhängen und das machen? Naja, nicht wirklich. Denn es standen noch viele unaufgearbeitete, emotionale Fragen im Raum. Aber das Positive an Rock The Bells war, dass wir gesehen haben, dass so viele Fans die Musik noch lieben und uns immer noch sehen wollen. Das hat uns wirklich die Augen geöffnet. Letztendlich hat es darüber hinaus nicht funktioniert, weil alle Beteiligten dazu ihr Ego hätten herunterschrauben müssen und ihren Neid abstellen. Ich weiß nicht, ob die anderen beiden das verstanden haben oder überhaupt verstehen wollten. Was ich aber sehr respektiere, ist, dass die persönlichen Probleme bei keinem mehr eine Rolle gespielt haben als es auf die Bühne ging. Wir haben einfach auf hohem Level performt. Das bedeutet mir mehr als Geld.
L.A. Jay: Und wir sind unseren Fans dankbar, dass sie trotz der ganzen Verwirrung darum, wer zu welcher Gruppe gehört und so, zu unseren Konzerten kommen. Sie wissen nicht, was sie bekommen, auch die Booking-Agenturen nicht. Trotzdem bekommen wir die Chance zu zeigen, dass bei uns immer noch ein Lichtlein brennt.
Lasst uns über J Dilla reden. Von ihm stammt der Beat zu »Runnin«, einem eurer größten Hits. Wie seid ihr mit seinem Tod umgegangen?
J-Swift: Ich war wegen meiner Drogenabhängigkeit in einem schlechten Zustand zu dieser Zeit. Ich habe mit meiner jetzigen Frau in einem Van gelebt. Ich habe KCRW gehört und was gegessen. Plötzlich meldete sich der Moderator und die Musik ging aus. Er meldete seinen Tod und spielte dann seinen Remix von unserem Song »She Said«. Ich fing augenblicklich an zu weinen. J Dilla ist u.a. dafür verantwortlich, dass es mit The Pharcyde mit dem zweiten Album erfolgreich weiterging. Denn wie viele Acts kennst du, die mit nur einem Album die Zeit überdauern?
Slim Kid Tre: Ich war zu Hause als es in den Nachrichten kam. Ich meine, man wusste ja zumindest, dass er zu kämpfen hatte, wenn auch nicht genau mit was für einer Krankheit. Es hat mich also nicht komplett umgehauen, aber es war trotzdem schmerzhaft. Dilla war einer von diesen besonderen Menschen, ein Anführer, einer, an den man oft gedacht hat, wie etwa: Was hätte Dilla wohl mit diesem Loop gemacht? Er war einer von denen, die einen antreiben, besser zu werden, selbst wenn man ihn nicht persönlich kannte. Deshalb habe ich nach seinem Tod auch tatsächlich eher selbstsüchtig reagiert, nach dem Motto: Ich will mehr Beats von ihm hören! Vor allem auch, weil er zu dieser Zeit viel mit so einer ganz rohen Kickdrum machte, das war genau mein Fall. Ich wollte einfach sehen, bis wohin er damit noch gegangen wäre. Er war ein wahrer Virtuose und hatte die absolute Kontrolle darüber, das werde ich immer über ihn denken.
»Passin Me By« ist ein Song darüber, dass man von Frauen stehen gelassen wird, weil man einfach nicht in der gleichen Liga spielt wie sie. Passieren euch solche Geschichten wie in dem Song heute immer noch?
J-Swift: Ich denke, dass es vollkommen egal ist, wie viel Erfolg du hast, es wird immer Frauen geben, die dich einfach stehen lassen. Bevor ich verheiratet war, wollte ich viele Frauen und redete mir ein, dass ich sie auch bekommen müsste, weil ich eben J-Swift bin, aber das ist Bullshit. Die Frauen haben mich stehen gelassen, weil ich einfach nur ein Mann bin wie jeder andere. Deswegen ist der Song so zeitlos, weil jeder diese Erfahrungen macht.
Slim Kid Tre: Ich sehe das so, dass wenn ich stehen gelassen werde, dann war das einfach nicht der richtige Bus. (Gelächter) Anderes Beispiel: Du willst unbedingt ein neues Auto und kaufst es dir. Dann steigst du ein und merkst, das Radio funktioniert nicht, die Reifen sind abgefahren, die Bremsen sind runter. Und alles nur, weil du dich von deinen Augen hast austricksen lassen, weil du etwas sehen wolltest. Ich habe gelernt, mehr auf meine innere Stimme, auf meine Gefühle zu achten. In etwa so, wie Frauen es tun. (grinst)