»Well it’s been a long time, long time now / since I’ve seen you smile«. Die ersten Zeilen von »Nantes«, dem wohl größten Hit von Zach Condon und seiner Band, fassen das triumphale Comeback von Beirut als Live-Act treffend zusammen. An drei Abenden in Folge steht Condon mit seiner achtköpfigen Band nach fast fünf Jahren wieder im ausverkauften Tempodrom auf der Bühne.
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Die letzte Tour 2019 musste er wegen einer akuten Kehlkopfentzündung abrupt abbrechen, dann kamen Corona und die Pandemie-Auflagen, Panikattacken und Depressionen. Für das aktuelle Album »Hadsel« flüchtete Condon dann vor seinen persönlichen Herausforderungen und Rückschlägen in die norwegische Einsamkeit jenseits des Polarkreises.
Vom Polarkreis auf die Hauptstadt-Bühne
Doch statt sich auf diese neuen Songs zu konzentrieren, die vor allem sehr zurückgenommen und in sich ruhend daherkommen und seine neu entdeckte Liebe zur Orgel unterstreichen, ist Condon realistischer Profi genug, um genau zu wissen, dass viele Zuschauer*innen vor allem wegen des Balkan-Brass-Sounds gekommen sind, für den Beirut seit 2006 mit den beiden Alben »Gulag Orkestar« und »The Flying Club Cup« berühmt geworden ist.
Atmosphärische Streicher, energetische Bläsersätze und treibende Rhythmen, die auch mal lateinamerikanische oder karibische Grooves aufgreifen, untermalen Condons immer noch sanften, melancholischen Gesang perfekt.Dazu spielt er selbst Trompete oder Ukulele, statt Klavier und E-Bass erklingen Akkordeon und Kontrabass, eine Gitarre sucht man (noch) vergeblich, und zwischendurch wird auch mal zum Walzer geschunkelt.
Melancholie in der Stimme und ungewöhnliche Instrumente
Etwas schüchtern und in sich gekehrt wirkt Condon auch am dritten Abend auf der mit weißen Bäumchen und Bilderrahmen, Fenstern oder Spiegeln stimmungsvoll dekorierten Bühne.Zwischen den Songs streicht er sich durch die zerzausten Haare und bedankt sich nur mit kurzen »Thank you« oder »Thank you« beim frenetisch jubelnden Publikum. Dieses bekommt eine knapp zweistündige Best-Of-Show quer durch alle sieben Alben dieser ungewöhnlichen Indie-Folk-Band geboten.
Von »Santa Fe« über das eingangs zitierte »Nantes« bis hin zu »Prenzlauerberg« führt er uns nicht nur durch Stationen seines Lebens und von seinem Geburtsort zu seiner heutigen Wahlheimat, sondern auch von Fanliebling zu Fanliebling. Das bunt gemischte Publikum johlt und grölt so begeistert mit, dass Beirut erst nach zwei Zugaben und insgesamt zwei Dutzend Songs endgültig von der Bühne darf.