Warum eigentlich Hot Sauce Committee Part 2? Was ist denn aus Part 1 geworden? Und warum mussten wir überhaupt so lange auf das achte Studioalbum der Beastie Boys warten? Fragen über Fragen. Ein Schritt nach vorn, zwei Schritte zurück oder auch anders herum. Das Absurde ist bei den munteren HipHop-Veteranen Programm. Adam Horovitz (Ad-Rock), Mike Diamond (Mike D) und Adam Yauch (MCA) kochen gern ihr eigenes Süppchen. Extra scharf, mit viel Hot Sauce. Wobei die verzögerte Veröffentlichung des neuen Materials einen unfreiwilligen Hintergrund hat. Ursprünglich sollte Hot Sauce Committee Part 1 bereits im Herbst 2009 rauskommen. Daher wurde auch das folgende Interview bereits im Sommer desselben Jahres in der Suite eines Kölner Hotels geführt. Kurz darauf wurde bei Adam Yauch jedoch ein Tumor entdeckt. In einer Videobotschaft auf der Website der Beasties teilte der Rapper mit, dass er sich einer Operation unterziehen werde. Die Veröffentlichung von Part1 wurde für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt und geplante Konzerte wurden zunächst abgesagt. Inzwischen ist Yauch/MCA wieder fit und die Beastie Boys wirbeln mit dem gewohnten Enthusiasmus durch ihre HipHop-Küche. Ein Rezept für den neuen Titel des Albums haben die reimenden Gourmets ebenfalls gefunden. Part 1 wurde kurzerhand umgetauft und heißt jetzt Part 2, beinhaltet aber nahezu dieselben Tracks, die bereits Ende 2009 veröffentlicht werden sollten. Soweit alles unklar? Willkommen in der Küche der Beastie Boys.
Das Hot Sauce Committee, das Komitee für scharfe Saucen/Frechheiten, setzt sich aus den drei Beastie Boys zusammen?
MCA: Da könnten auch andere Leute involviert sein.
Mike D: Wir könnten ein board of directors, einen Vorstand einrichten, so wie jede andere große Gesellschaft. Wir müssten lediglich die richtigen Leute dafür finden, die uns genug Geld für die Mitgliedschaft im Vorstand zahlen.
Ad-Rock: Get on that board, man!
Was ist denn die Aufgabe dieses Komitees, dieses Gremiums?
Ad-Rock: Schärfe natürlich.
Mike D: Das Komitee hat die Aufgabe, die Dinge scharf zu halten.
MCA: Damit sich die Leute den Mund daran verbrennen.
Ihr habt in euren Nummern schon immer gern über das Essen gesprochen. Und jetzt fügt ihr noch eine scharfe Sauce hinzu?»Die Einsatzmöglichkeiten von Hot Sauce sind ebenso vielseitig wie unsere Fähigkeiten als Musiker und MCs. «
Mike D
Ad-Rock: Wir reden wirklich sehr häufig über das Essen.
Mike D: Wie du siehst (deutet auf mehrere Teller mit Salaten und Snacks, die auf dem Tisch stehen), spielen Essen und Snacks eine große Rolle für uns (lacht). Wenn wir uns im Studio treffen, läuft das nicht anders ab: Wir kreuzen auf, frühstücken erst einmal ein wenig, dann arbeiten wir eine Weile und legen eine Unterbrechung für das Mittagessen ein, bevor wir unsere Arbeit zu Ende bringen.
Ad-Rock: Lunch und Indoor-Dinner sind eigentlich die Hauptgründe, warum wir uns überhaupt erst treffen.
Mike D: Unsere Leben drehen sich um das Essen.
Ad-Rock: Und die scharfe Sauce passt zu allen diesen Mahlzeiten, Frühstück, Lunch und Dinner.
Mike D: Die Einsatzmöglichkeiten von Hot Sauce sind ebenso vielseitig wie unsere Fähigkeiten als Musiker und MCs.
Ad-Rock: Meine Frau kann ohne Hot Sauce gar nicht leben.
Genau genommen heißt das neue Album Hot Sauce Committee – Part 1. Ist das nur eine Spielerei oder soll dem Album tatsächlich ein Part 2 folgen?
MCA: Nein, das ist kein Scherz. Wir haben viele neue Songs, die es nicht auf dieses Album geschafft haben und deshalb auf dem nächsten landen werden. Der schräge Kram. Das Album sollten wir »Hot Sauce Committee – Part 2, The Weird Shit« nennen, oder so ähnlich.
Ad-Rock: Ich dachte, es soll »Step Into The Spa« heißen?
MCA: Step Into The Spa ist ein weiterer möglicher Untertitel. Aber wir sollten nicht zu viel Verwirrung stiften.
Ad-Rock: Wie wäre es denn mit »Hot Sauce Committee – Part 2« und dann in Klammern »Step Into The Spa« und noch einmal in Klammern »Gonna Make You Sweat»?
MCA: Und ebenfalls in Klammern »The Weird Shit«.
Ad-Rock: Oder sollten wir lieber alle diese Untertitel in einem Satz Klammern zusammenfassen?
MCA: Mir gefällt die Vorstellung von mehreren Klammern. Jeder Untertitel separat in Klammern, jeweils getrennt durch ein Semikolon.
Ad-Rock: Oh ja, das gefällt mir. Und die Schrift sollte mit jedem weiteren Untertitel kleiner und kleiner werden. So wie im Vorspann von Star Wars.
MCA: Klammern an Klammern an Klammern, das ist gut.
Nas und Santigold stehen auf eurer Gästeliste. Da halten die Künstler aus New York mal wieder zusammen?
Mike D: Darüber haben wir gar nicht nachgedacht. Aber ja, das klingt gut.
MCA: Santigold stammt zwar ursprünglich aus Philadelphia, aber sie lebt tatsächlich in Brooklyn.
Mike D: Wir haben einfach nur einen Song nach dem anderen aufgenommen. Bei dem Stück Don’t Play No Game That I Can’t Win, auf dem jetzt Santigold singt, hatten wir zunächst die Musik fertig. Und dann haben wir uns mehrfach mit unseren eigenen Stimmen daran versucht. Aber das wollte nicht so richtig funktionieren…
MCA: Der Track war heiß, aber unsere Vocals waren Mist. In so einem Moment musst du Spezialisten ins Studio holen.
Mike D: Ja, nach wiederholten Versuchen, mussten wir uns unser Scheitern eingestehen. Und so etwas passiert uns wirklich nur sehr selten.
MCA: Aber manchmal passiert es eben. Und wenn es so ist, musst du auch ehrlich zu dir selbst sein und es zugeben.
Mike D: Ja, das gehört dazu. Als Musiker, Künstler, probierst du immer irgendwelche Dinge aus. Und manchmal scheiterst du eben. Deshalb haben wir uns Santi als Spezialistin geholt. Und sie hat den Track für uns zusammengeschnürt. Sie hat eine großartige Performance hingelegt, und das inspirierte uns dazu, schließlich alles zusammenzufügen. Das funktionierte prima. Und Nas ist aus Brooklyn…
MCA: Nas stammt aus Queens, aus der Sozialwohnungssiedlung Queensbridge Projects.
Mike D: Oh ja, sorry, Queens natürlich. Obwohl er zurzeit eher ein Nomadenleben führt. Wir sind schon seit langem große Fans von Nas, und deshalb war es schön, endlich etwas mit ihm zusammen machen zu können.
In eurem Song mit Nas beklagt ihr den Mangel an MCs: »Too many rappers – but not enough MCs.« Ein Rapper ist schließlich noch lange kein MC…»Ich habe das Gefühl, dass die den Karottensaft hier nicht so machen, wie wir es von Zuhause gewohnt sind. Ich vermute, dass sie einfach nur eine Menge Karotten in den Mixer gesteckt und eher so etwas wie einen Gemüse-Smoothie daraus gemacht haben. «
MCA
MCA: Das ist ungefähr so wie der Unterschied zwischen einem Chefkoch und einem einfachen Koch im Küchenbetrieb.
Mike D: Oder wie der Unterschied zwischen einem Fachmann, der mit viel Hingabe einen alten Aston Martin restauriert, und einem Kerl, der glaubt, einen Ölwechsel machen zu können. Oder der Rennfahrer Mario Andretti im Vergleich zu irgendeinem Schnösel, der mal bei Rot über die Ampel brettert.
Also nicht nur schneller Sprechgesang, sondern die Situation als Master of Ceremonies im Griff haben…
Mike D: Genau, im traditionellen HipHop steht der MC für den Master of Ceremonies. Für mich beinhaltet das eine Person, die nicht nur eine kurze Nummer mit der Stimme einlegt, sondern eine Person, die die Situation beherrscht und das Publikum im Griff hat. Du kontrollierst das Mikrofon, stellst die Weichen und gibst die Richtung für den Verlauf der Party vor.
Und den Mangel am MCs beklagt ihr mit Blick auf das aktuelle Geschehen im HipHop?
MCA: Ja, auch wenn es eine vereinfachende Aussage ist.
Mike D: Ich würde den Begriff MC auch auf die vielen großen Bandleader im Jazz ausweiten. Cab Calloway war beispielsweise ein brillanter MC, oder auch Duke Ellington.
Ad-Rock: Ich denke dabei an den Zirkus. Es gibt zahllose Zirkusse, den Ringling Brothers Circus, der große Moskauer Staatszirkus und so weiter. Und jeder Zirkus hat seinen Zirkusdirektor. In jedem Zirkus gibt es aber auch einen Clownwagen mit 20 Clowns, die aus dem Wagen springen und das Publikum unterhalten. Kannst du mir folgen Mike? Ihr lasst euch gerade von den Säften ablenken, die euch gebracht wurden, oder?
Mike D: Ja, aber deine Geschichte vom Clownwagen hat mich fasziniert.
Ad-Rock: Wollt ihr lieber über eure Säfte sprechen? Die sehen ungewöhnlich aus.
MCA: Ich habe das Gefühl, dass die den Karottensaft hier nicht so machen, wie wir es von Zuhause gewohnt sind. Ich vermute, dass sie einfach nur eine Menge Karotten in den Mixer gesteckt und eher so etwas wie einen Gemüse-Smoothie daraus gemacht haben.
Ad-Rock: Ein Frappé?
Mike D: Ja, eher so etwas.
MCA: Es ist so, als ob du Karottenschnitzel zu dir nehmen würdest. Das ist ein bisschen merkwürdig.
Ad-Rock: Ist da auch Joghurt drin?
MCA: Auf jeden Fall etwas Zitrone…
Mike D: Ja, aber ich mag die Zitrone. Ich finde, dass es interessant schmeckt. Vermutlich ist es sogar gut, weil du die Karotte auch ein wenig kauen musst. So wird das zu einer richtigen Essenserfahrung. Womit wir dann wieder beim Essen wären…