Irgendwie war der Wurm drin am Freitagabend im Gretchen. Dort hatte man zur großen Neo-Disco-Sause eingeladen, mit Aeroplane und Prins Thomas als Hauptakteuren. Der Italo-Belgier Aeroplane gilt ja als einer der besten des DJ-Fachs und ist in Sachen Disco für die etwas poppige und elektronische Schiene zuständig. Seine monatliche Radioshow »In Flight Entertainment« beim belgischen Radiosender Pure FM erfreut sich größter internationaler Beliebtheit und wird regelmäßig bei Soundcloud um die 50.000 mal angehört. Sein Mitstreiter an dem Abend, der Norweger Prins Thomas, ist zuletzt ebenfalls gefragt wie nie: seine ausufernden und musikalisch vielfältigen DJ-Sets, die immer wieder Skurriles aus der Musikwelt zutage fördern, lassen Thomas Moen Hermansen seit Jahren um die Welt tingeln – überall scheint man verrückt zu sein nach seinen Cosmic-Disco-Sets. Beste Voraussetzungen also für einen fabelhaften Abend.
Bloß am vergangenen Freitag schien Berlin etwas besseres vorzuhaben als sich im Gretchen einzufinden. Da fragt man sich vornehmlich, ob Headliner Aeroplane seinen Zenit möglicherweise überschritten hat. Denn an seiner Musik wird es kaum gelegen haben: Vito De Luca bot erwartungsgemäß allerfeinste Qualität, mixte stilsicher brandneues (Hot Chips neueste Single »Flutes«) mit groovendem Neo-Disco-Sound (Lovelock mit »Maybe Tonight«). Selbst als er mit Todd Terjes Remix von Roxy Musics »Love Is The Drug« die derzeit wohl heißeste Scheibe des Planeten droppte, rafften sich nur die wenigsten auf, um endlich auszurasten. Doch vielleicht war das gesamte Set als solches einfach etwas zu vorhersehbar. Zwar ist Aeroplane per se nicht der Typ DJ, der hinter den Decks optisch wertvoll ausrastet, sondern eher der konzentrierte Arbeiter, der manchmal unterkühlt wirkt, dafür aber seinen Job tadellos und sehr effizient verrichtet. Eventuell waren die Erwartungen einfach zu hoch.
Als er dann sein Set beendet und Prins Thomas an der Reihe war, hatte man den Eindruck, Aeroplane hätte den Laden leergespielt. Im inzwischen nur noch zu einem Drittel gefüllten Gretchen holte der Norweger jedoch noch das Beste raus und knallte – wie immer auf Vinyl (im Vergleich zu seinem Vorgänger, der den CD-Playern den Vorzug gab) – Hits am laufenden Band heraus und scheute sich auch nicht, mit Euro-Trash (»Rhythm Of The Night« von Corona) das etwas träge Publikum wieder wachzurütteln. Dieses – oder das, was davon noch übrig war – hatte er dadurch schnell wieder auf seine Seite gebracht, auch wenn er sich mit Sicherheit ein paar mehr Freaks im Publikum mit etwas mehr Ausuferung gewünscht hätte.