Über die afro-portugiesische Clubmusik Portugals war in der jüngeren Vergangenheit öfter zu lesen. Was Produzenten in den Außenbezirken Lissabons unter Rückgriff auf Stile wie Kuduro und Batida hervorbringen, wird längst auch außerhalb der Ghettos wahrgenommen, in denen die Musik entstanden ist. Zu deren Protagonisten zählt auch Rogério Brandão alias [DJ Nigga Fox](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/4007/dj-nigga-fox,) der nach drei EPs auf dem Lissaboner Label Príncipe mit der »Cranio EP« seinen Einstand bei dem immer noch hellwachen Warp-Label feiert. Wie es sich für diese Musik gehört, peitscht der Beat mit nervösen Synkopen am geraden Viererrhythmus vorbei, Melodieschnipsel schlieren in aufgekratzten Loops darüber hin und her. Alles ein bisschen wie bei Footwork, bloß dass die Synkopierung eben etwas andere Akzente setzt, tribalistischer wirkt und von der Perkussion her weniger synthetisch. Die Effekte, die DJ Nigga Fox darüber legt, lassen dafür der elektronischen Klangbearbeitung freien Lauf. Und diese Mischung von kruden und avancierten Sounds macht seine Musik, die zunächst einmal ganz dringend auf die Tanzfläche will, zu einer vielschichtigen Angelegenheit, die man ebenso gut einfach auf sich wirken lassen kann – wenn man in einer hinreichend gelassenen Stimmung ist, um den rhythmischen Wirbelwind über sich hinwegziehen lassen zu können, ohne gleich mittanzen zu wollen. Was einem selbstverständlich freisteht.
Cranio EP