Wunder gibt es immer wieder, Dr. Alban und DJ Scientist haben nun etwas gemeinsam: »Sing Halleluja!«. John Raincoatman aka DJ Scientist hat in einst weihrauchbehangenen, lange verstaubten Archiven nach Musikmaterial der Christenbewegungen der Sechziger und Siebziger gestöbert. Und abgefahrene Klänge jenseits vom Kyrie Eleison´schen Kirchenbankgedrücke gefunden. Wenig christlich-fundamentalistischer Fusion-Sound, Beat-Experimente zwischen Groove und Kraut, mit mehr oder minder christlich-erbaulicher Botschaft. Gleich im »Eingangslied« rockt Peter Janssens dramatische Gitarrenriffs, die konservativere Kirchengänger seinerzeit sicher als Teufelswerk entlarvt hätten. Die Church Band steppt mit unmittelbar packender Rhythmussektion sowie spaßig-psychedelischer Note à la »Signore Rossi« in den Altarraum. Bei Heike Tittmann kriegt man – Stichwort: Never fake the Funk – unmöglich die erotische Konnotation ihres gesäuselten Glaubensbekenntnisses weg. Kaplan Schwarz versucht mit Heilands Hilfe den Teufel der Droge auszutreiben, durchzogen von österreichischer Schmäh, getragen von einem amtlichen Beatgerüst, das auch dem Schulmädchenreport gut gestanden hätte. Und »Du Bist Die Stimme« von Oratorium reitet die kalifornische Beach Boys-Welle. Einzig die knappe Spoken Word Passage konterkariert den hart groovenden Ohrwurmcharakter per leidlich taktvollem Glaubensappell. DJ Scientist zeigt mit »Music With A Message« wunderbar auf, dass zu der Zeit, als Klaus Kinski den Erlöser vor dem scheiß Gesindel in der Berliner Deutschlandhalle gab, auch abgefahrene musikalische Im-Zeichen-des-Herren-Happenings stattfanden. Geiler kann, da bekreuzige ich mich, musikalische Missionsarbeit kaum sein.
Various Artists
Peace Chant Vol.7: Private Jazz Germany 1970-1987
Tramp