Review

Various Artists

Motor City Drum Ensemble – Selektors 1

Dekmantel • 2016

Harte Arbeit will belohnt sein. Wenn man Stunden, Tage, Wochen damit verbringt, bergeweise Schrottplatten durchzuwühlen, um schlussendlich auf jenes obskure Juwel zu stoßen, für das man voller Tatendrang immer wieder von vorne anfängt verstaubte Plattenkisten umzugraben. Das Betreiben solch eines Aufwands ist es schließlich, das den gemeinen DJ vom Nerd unterscheidet und durch das Umherreichen innerhalb bestimmter Zirkel von Cratediggern, sowie der daran anknüpfenden heavy rotation auf den gefragten Clubbühnen eine gnadenlose Spekulationsblase entfacht. Im Zuge dessen treten auch unter Vinylliebhabern zum Teil selbstsüchtige Verhaltens-weisen zu Tage, die an den nachlässigen Klassenkameraden erinnern, den man nur äußerst ungern die Hausaufgaben abschreiben lassen wollte. Daniel Plessow aka Motor City Drum Ensemble hat sich zumindest im Rahmen der von Dekmantel frisch aus der Taufe gehobenen »Selectors«-Reihe einmal frei gemacht von der ganzen Geheimniskrämerei und gewährt einen Einblick in seine Plattentasche. Auffallend ist, wie sehr die Zusammenstellung den Spirit seiner DJ Sets in sich vereint. DJ Slym Fas, 20 Below und die herausragende House Of Jazz Nummer verkörpern Housemusik, die so moody ist – mehr moodyness geht gar nicht. Noch eine Schippe mehr Retrofeeling gibt’s bei Risqué III bevor mit Licky, Ahzz, Raphael Green und Bill Deal der für MCDE so stilsichere Schwenk in Richtung Disco und Funk vom Stapel gelassen wird. Dabei zeigt sich gerade in letzteren beiden Stücken die konsequent zu Ende gedachte Idee vom Jäger und Gejagten. Bei solch einem souveränen Einstieg darf sich schon jetzt auf kommende Episoden gefreut werden. Die Messlatte ist gelegt.