Für Arte wird’s jetzt richtig schwer. Hatten die in ihrer Doku neulich noch Crack Ignaz mangels eines besseren Begriffs dem Cloud-Rap zugeordnet, ist diese Zuschreibung nach »Geld Leben« endgültig überfällig. Snare-Rolls, 808s und Synthflächen sind auf seinem zweiten Album einer urigen, souligen Sampleuntermalung gewichen. Der Wiener Produzent Wandl hat das komplette Album produziert. Er nuckelt mit seinen Instrumentals am Hip Hop-Äther. Madlib ist hörbar der Übervater im Geiste gewesen, während diese Beats entstanden. Sie klingen nach feinfühliger und akribischer Arbeit. Crack Ignaz nutzt den fliegenden Sample-Teppich, sagt Ade zur Bodenhaftung, und schwebt von Salzburg in Richtung Deutschland auf seiner Mission zur Ent-Stock-im-Arsch-iesierung des Abendlandes. Stream Of Conscious-Raps aus dem Based-Universum treffen ärgerliche rawe Selbstbeweihräucherung, nonchalanten Mundart-Rap, und tiefenentspannte Oden an das, was Crack Ignaz und seine Freunde das Gödlife nennen. Das Vokabular? Irgendwo zwischen »deppert«, »brah« und »coco«. So klingt das, wenn man die eigene Herkunft nicht verleugnet und sich dann, an Rap-Foren-Slangs und Trap-Floskeln entlanghangelnd, in eine Traumwelt aufmacht. Crack Ignaz und Wandl haben den Finger am Puls der Popkultur und keinen Bock auf den Rahmen hinter der Referenz. Das Album ist voll damit (mit Referenzen) und sie beackern ein weites Feld: Während die Single »Rawness« durch und durch nach Freddie Gibbs und Madlibs »Piñata« klingt, erinnert der letzte Track »Ikarus« zum Beispiel an »Skyfall« von Travi$ Scotts Durchbruch-Album »Days Before Rodeo«. Vielleicht hat »deutschsprachiger» Swag (sprich:Swah’)-Rap noch nie so gut in die Rucksäcke der Hip Hop-Puristen und Barwz-Fetischisten gepasst, wie dieser hier. Das könnte der Release sein, auf den sich alle einigen können. Ein Schulterschluss zwischen stupidem Ignant-Rap und tiefschürfendem Nerdtum.
Geld Leben