Review Rock

Cristobal And The Sea

Sugar Now

City Slang • 2015

Auf den Straßen Berlins entdeckt, inzwischen in London ansässig, ist die aus vier Nationalitäten zusammengewürfelte Band eine mehr als angenehme Überraschung im Label-Raster von City Slang. Bereits auf ihrer Debüt-EP »Peach Bells« verschmolzen die Vier Indierock mit lateinamerikanischen Musiktraditionen und Rhythmen, was hippiesk und doch der Zukunft zugewandt klang. Trotz vieler Flamenco-Gitarren, Flöten und Harmoniegesängen haben Cristobal and the Sea aber zugleich keinerlei Berührungsängste mit elektronischen Gerätschaften. So ist ihr selbst bezeichneter »Tropicalia Pop« auch auf »Sugar Now« weiterhin mit so manchem Geflöte und südamerikanischen Grooves vollgepackt, doch auf »Fisheye« ertönt auch eine durchgestampfte Bassdrum neben dem hier an Panda Bear erinnernden Gesang. An anderen Stellen wie dem Abschlussstück »Miasma« kommen Afrobeat und Gitarrenlicks, die aus Mali oder dem Kongo stammen könnten, dazu. Erneut mit Rusty Santos im Studio, der bereits mit Ariel Pink, Grizzly Bear oder Vashti Bunyan arbeitete, überzeugen gerade die längeren Songs, die sich Zeit lassen und langsam Schwung aufnehmen, um schließlich doch noch zu explodieren – oder zumindest die Sonne aufgehen lassen. So verspielt, etwas naiv und eben vor allem sonnig wie Cristobal and the Sea klingen, ist es ein Leichtes mit »Sugar Now« den leider nicht mehr allzu fernen Herbst und Winter auszublenden. Wem es hier zu kalt wird und es sich nicht leisten kann, in Brasilien zu überwintern, der oder die höre diese wundervolle, warme Musik!