Review

Various Artists

Stiff Little Spinners Vol.6

Audiolith • 2015

Lässt der irre Bob Geldof ungefragt und ungeniert in unschöner Regelmäßigkeit seine Schar an abgehalfterten sonnenbrillentragenden Kumpels, Vatis schlimmsten Jugenderinnerungen und hippen Quoten-Twens, die als seine Enkel durchgehen könnten, auf die Welt los, macht das Hamburger Plattenlabel Audiolith Records zum bereits sechsten Mal alles besser und schickt seine Allstars ohne Allüren mit ihrem Potpourri aus House und Techno auf ein Neues an, die Clubs landauf landab zum Beben zu bringen. Besser und abwechslungsreicher als Bob und seine Zombie-Armee es jemals sein werden, sowieso politischer von Haus aus und das nicht nur zu Weihnachten. Der Sechserverbund, hier ohne Egotronic‘s Torsun, präsentiert auf der neuesten Ausgabe seiner Werkschau nicht nur die enorme Vielfalt elektronischer Musik, sondern auch des individuellen Könnens der Protagonisten und festigt den Labelruf nicht nur ein ernstzunehmendes Zuhause für formidable Punk- und Indierock-Künstler mit dem gewissen Etwas zu sein einmal mehr. Der Leipziger Gimmix sorgt im Verbund mit Zorro für den ruhigen, den Hörer umschmeichelnden und langsam auf das Kommende vorbereitenden Opener »Oveile«; ein sanfter, housiger, von Vocals geprägter Einstieg. Stilistisch anschließend und die Brücke zum folgenden Track bauend, fügt sich Rampue »Schleiermachstraße« in die Auswahl ein, nicht aber ohne die dem Interpret eigene unverkennbare Handschrift seines Emohouses vermissen zu lassen. Der sich aus einem minimalistischem Grundbeat Stücke für Stücke auftürmende Track, entpuppt sich als stringent auskomponiertes Sommergefühl, welches selbst in der eigenen Bude während es Draußen regnet aufzukommen vermag. Endgültig angekommen ist man spätestens bei Kalipos Beitrag »Mäusemarsch« deren nervös flirrende Trance-Elemente und House-Rhythmen sich kein Körpers entziehen können dürfte. Bevor Tausendsassa Joney dem nicht nur kein Genre fremd zu sein scheint, der sich in jedem abgebrüht bewegt, den Hörer mit dublastigem dunklen Techno ins »K-Hole« schickt, bereitet KRINK dafür den Boden. Sein »Close Distance« ist das Peak-Time Stücke der EP, bei dessen düsterer Bassline, kickenden Drums und perfekt arrangierter Synths den Anwesenden das Lächeln vergehen und die Transformation zur im Gleichschritt stampfenden Mensch-Maschine einsetzen dürfte, bevor diese, sich zwischen Zeit und Raum befindliche Masse, von Joney genüsslich weiter getrieben wird.