Es ist äußerst selten, dass sich ein etablierter Künstler aus seiner Komfortzone bewegt. Erst recht, wenn es sich um das lang erwartete Debütalbum handelt, auf welches er uns ganze sechs Jahre und 22 Singles warten lassen hat. »Black Light Spiral« von UNtold ist weder der Dubstep von 2008, noch der drückende Techno von 2012. Auch wenn letzterer ebenfalls schon viel mit Schmutz und Adrenalinpumpen zu tun gehabt hat, »Black Light Spiral« is raw as fuck! Wer hier drauf tanzen will, dem wird genau wie dem kleinen Porzellanschweinchen auf dem Cover gehörig die Schädeldecke gespalten. Untold generiert über acht Titel Chaos. Mit einem dumpfen industriellen Stampfen und sich überwerfenden Polizei- und Luftangriffsirenen stürzt er uns gleich zu Beginn in die totale Anarchie. Stotternde Stimmen formen eine Rhythmus. Es rauscht und hallt. Die Kegel riesiger Suchscheinwerfer schneiden sich durch dichten Rauch und zeigen schemenhaft die Skelette einer zerstampften Technologie. Geblieben sind Ruinen und eine Menge zerschmolzene Debris. Untold verzichtet dabei auf die Entfernung der Schlacke-Reste und des Schweiß durchsetzten Staubs. Sein Sound bleibt gewollt unperfekt, roh, dreckig. Im Jahr 2014 wirkt das altertümlich und revolutionär zugleich. Altertümlich, weil Untold Techno entwirft, als hätte es die letzten 20 Jahre nicht gegeben und der Bunker-Club in Berlin würde immer noch stehen. Strukturell wäre hier sicherlich noch mehr drin gewesen. Revolutionär, weil bei all der blank polierten Preset-Musik heutzutage so eine Drecksau von Album einem endlich wieder richtig das Brett ins Gesicht schlägt. Das wirkt schon fast wie eine Befreiung, ein Wake-Up-Call für uns Eskapisten.
Black Light Spiral