Review

Quantic & Nidia Góngora

Muévelo Negro / Ñanguita

Tru Thoughts • 2013

Der Musikforscher Alan Lomax reiste in den 1930er und 1940er Jahren des vorigen Jahrhunderts durch Nordamerika und dokumentierte volkstümliche Musik. Dabei entdeckte er u.a. auf den Baumwollplantagen der Südstaaten einige der frühen Bluesmusiker, nahm deren Songs auf, veröffentlichte sie und verhalf so zum Beispiel Muddy Waters und Leadbelly zu ihrem Erfolg. In Südamerika entwickelten die afrikanischen Sklavenarbeiter ebenfalls ihren ganz eigenen Sound und 70 Jahre nach der berühmten Bluesexpedition, reiste der in Kolumbien lebende, britische Produzent Quantic an die Pazifikküste auch um die afrokolumbianische Musik zu »lomaxen«. Mit der Sängerin Nidia Góngora unternimmt er nun ebenfalls den Versuch, diese exotischen Klänge der westlichen Welt näherzubringen und das geht natürlich derzeit am besten mit Elektrobeats. Ein ziemlich genialer Gedanke und den beiden ist dabei eine perfekte Fusion von Kultur und Musikstilen gelungen. Komplexe 6/8tel-Percussionrhythmen aus traditionell afrikanischer Musik und spanisches Temperament treffen auf Quantics Viervierteltakte und fette Subbässe. Darüber regnen die Marimbamelodien lateinamerikanischer Currulaotänze und spätestens beim Einsetzen von Nidias Gesang und den hypnotischen Frauenchören ist das alles genial und trancehaft verwoben, dass die Musik karibisches Kopfkino und Träume von Pina Coladas und Latinas unter Wasserfällen verursacht. Quantic hat die absolute Eintracht von analog und digital gefunden. Genau so sollte die Zukunft von EDM aussehen, ursprüngliche Rhythmen und Weltmusik mit neuen Sounds verbindend.