Oben Sex, unten Bass-Musik. FKA Twigs’ zweite EP in zwei Jahren hört sich an, als würden zwei Liebende zärtlich den Körper des anderen erkunden, während Bässe aus dem Club im Untergeschoss in die kleine Wohnung dringen. Das erinnert an Tricky und Martina Topley-Bird auf Trickys 1995er Album »Maxinquaye«: Wie die beiden liegt Twigs mit schweren Augenlidern und langsamem Puls mal neben, mal unter, mal auf der Musik, haucht diese an, streichelt sie, wendet sich ab. Es ist ein narkotisiertes Liebesspiel, in dem ein Part (der Bass) wuchtiger ist als der andere (die Stimme), und ihn trotzdem nicht dominiert. Bzw. funktioniert dieses Spiel mit seinem sensiblen Züngelchen nur, wenn die Musik minimalistisch bleibt. »How‘s That« und »Water Me« sind dafür die besten Beispiele: Die Synthies wabern bedeckt umher, die Percussions verlieren sich in Weite; Twigs flüstert »So, so amazing. / I want you in my….«. Nein, es reimt sich nichts offensichtlich auf »amazing«. Das Explizite wird nur angedeutet. Twigs lässt Raum – thematisch wie musikalisch. Wenn Produzent Arca allerdings zeigt, warum Kanye ihn für »Yeezus« engagierte, und unnachgiebiger den Raum einfordert, gerät die Balance aus den Fugen: Im Refrain von »Papi Pacify« dröhnt der Bass, während sich die Holzschlaginstrumente überschlagen, wodurch Twigs Stimme ihre verführerische Fragilität verliert und pfiepst. Da verlasse ich dann die Intimität und mache den 50 Cent; frei nach dem Motto »Ich geh dann mal wieder runter – you can find me in the club«. »EP2« bleibt trotzdem einer der spannendsten Entwürfe von Pop-Musik des Jahres. Die Frage allerdings bleibt, ob dieses Stimmchen auch ein Album ausfüllen kann.
EP 2