»Cause when you try hard, that‘s when you die hard«. Zugegebenermaßen passt es nicht zur Musik auf »Engravings«, mit einem Kanye-Zitat zu starten, aber Mathew Barnes aka Forest Swords hat das Zitat wohl verinnerlicht: Für das Musiker-Dasein würde er sich kein Bein ausreißen, ob er je ein Debütalbum veröffentlichen würde, hat er sich stets offen gehalten und hat es drei Jahre nach seiner »Dagger Paths«-EP (vom Fact-Mag 2010 zum Album des Jahres gewählt) halt doch veröffentlicht. Ambitionen? Ne, nicht wirklich. »Engravings« ist Machen als Selbstzweck und vielleicht genau deshalb so atemberaubend. Das Album überrollt einen mit der Opulenz klassischer Musik und legt einem doch einen weichen Schleier über das Gesicht, den Barnes mit den am tiefsten grummelnden Anleihen aus Dub, R&B und Beat-Wummern erzeugt. So intensiv klingt moderne Instrumental-Musik nur selten. Während einen die einzelnen Tracks mit Loops, Wiederholung und sich langsam anschleichend Details in Trance hüllen, ist das Album als Gesamtwerk unberechenbar. Zu »Engravings« könnten genauso gut dynamische Luftaufnahmen von Englands ländlichem, rustikalen Nord-Westen gefilmt werden, wie man sich einen kalten Nachtspaziergang durch Liverpools Industrie-Viertel vorstellen könnte. Barnes weiß bei jeder Drum genau, wie sie hallen soll; bei jedem Bass genau wie dumpf oder voll er einschlagen soll. Jedes Detail fühlt er auf seine Wirkung für die Atmosphäre des Tracks nach. So ist ein Album entstanden, bei dem die Stimmung zwischen Vocal-Samples, die perfekt zum Tri-Anlge-Label-Sound passen, dubbigen Basslines und vor allem Gitarren straight outta Spaghetti-Western, nur so heraustrieft. Eines der Alben des Jahres.
Engravings