Matias Aguayo hatte zuletzt viel zu lachen: seine Kollabos mit Battles oder Baio machten ihn weltberühmt und sein Label Cómeme gewann durch große Releases ebenfalls viel Anerkennung. Dass dieses unterdessen einer großen Familie gleicht, braucht man heute niemandem mehr erzählen. An »The Visitor«, dem neuesten Album des Deutsch-Chilenen, war einen Großteil des Artist-Rosters seines Labels beteiligt. Mit Philipp Gorbachev, Ana Helder, Daniel Maloso oder Alejandro Paz helfen nun die aus, denen Aguayo in der Vergangenheit erst den Weg in eine breite Öfentlichkeit ermöglicht hat. Angetrieben von seinen Schützlingen und mit Gästen wie Aérea Negrot von Bpitch oder Jorge González, ehemals Sänger der legendären chilenischen New-Wave-Band Los Prisioneros, wagt der Cómeme-Boss nicht weniger als sein ganz eigenes »Sergeant Pepper«. Fernab des zugänglichen Vorgängers »Ay Ay Ay« experimentiert Aguayo mit Strukturen, Tonleitern, Klängen und Rhythmen und man verfällt der Versuchung, »The Visitor« statt der Elektronik der Weltmusikmusik-Sparte zuzuordnen. Doch auch der Ankündigung, sich wieder auf seine musikalischen Wurzeln in Proto-House, Hi-NRG und Electronic Body Music zu besinnen, leistet Aguayo auf zwölf neuen Tracks folge. Während »Ay Ay Ay« noch einen durchgeknallten Zirkus im Kopf des Kölners repräsentierte, ist »The Visitor« nun ein kühles und trotz aller psychedelischen Momente sehr fokussiertes Album, das dank Songs wie dem Opener »Rrrr«oder »El Camarón« trotzdem die wichtige Komponente Spaß nicht vermissen lässt. Wie auch, wenn das Leben es zuletzt so gut mit ihm meinte?
The Visitor