»Das Phantom als Image ist eine der effektivsten Marketingstrategien des 21. Jahrhunderts«, lässt sich Kornelia Kamila, Chefredakteurin des MTHRFNKR, in einem Artikel über Cro zitieren. Immer noch ist die Maske eines der verlässlichsten Stilmittel der Pop-Industrie. Das wissen Dean Blunt und Inga Copeman, die vormals unter dem Pseudonym Hype Williams Verwirrung stifteten, auch bei ihrem vierten gemeinsamen Album für sich zu nutzen. Auf »Black Is Beautiful« fischen die Londoner erneut zwischen avantgardistischem Nihilismus und lasziven Lo Fi-Lauten in den unbequemen Schmuddelecken des internationalen Großunternehmens known as »Elektro«. Es ist eine latente Unzugänglichkeit, die den namenlosen, bloß durchnummerierten 15 Stücken innewohnt. Allein das Intro (der einzig betitelte Song »Venice Dreamway«) reizüberflutet das Kleinhirn durch seine träge Keyboard-Linie und dem endlos-geloopten Drumbreak – und ist schlichtweg fantastisch. Im Hause Blunt/Copeman schert man sich nicht um Konventionen, sondern wavet, sampelt und synthetisiert fröhlich sperrige Soundschnipsel aneinander – ohne Rücksicht auf Verluste. Selten durchbricht ein Song seinen Skizzencharakter oder die Drei-Minuten-Grenze. Nur die wabernde Jam-Session »10« hallt mit knarzender Bassline, filtrierten Wortfetzen und virtuosen Synthie-Sounds hypnotische neun Minuten durch die Hemisphäre. »Black Is Beautiful« erinnert an das semiotische Zeichensystem aus Roland Barthes’ »Mythen des Alltags«, wenn pop-historische Referenzpunkte aus ihrem Kontext gerissen und deformiert werden. Das Hyperdub-Debüt der Wahlberliner hüllt den Gehörgang in psychedelischen Nebelschwaden, dessen Wirkungskraft einem mittleren LSD-Trip nahekommt.
Black Is Beautiful