Review

Julia Holter

Ekstasis

RVNG International • 2012

Tape des Jahres 2024

Die esoterische Verspieltheit von Kate Bush, der Popappeal für Fortgeschrittene von Feist und Fiona Apple-haftesTrällern über sämtliche Stimmlagen – das und mehr ist Julia Holters zweites Album »Ekstasis«. Es ist der erwartet große Wurf, da brauche ich nicht lange herumzureden. Der Mut, oder wie sie selbst sagt, die Freiheit, einfach auch mal ein bisschen Pop zu machen, machen das Werk so gut. Auf ihrem ersten Album »Tragedy« verwandelten sich noch Gesangseinlagen in Vocal-Schnippsel, Melodien verirrten sich im Sphärigen kurz bevor man sie fassen konnte. Auf »Ekstasis« geht nun alles schneller und leichter rein; ein Schnellimbiss ist das Album selbstverständlich trotzdem nicht. »Ekstasis« entstand gleichzeitig mit »Tragedy«, das sie als erstes veröffentlichte und eine Reinterpretation des antiken Dramas »Hippolytus« von Euripides ist. Für »Ekstasis« hingegen gab es kein Konzept: »I was just building these individual songs«, sagt Holter dem Fact Magazine Das merkt man dem Album an. Man muss sich nicht mehr durch eine gewaltige, verschleierte Struktur arbeiten, sondern kann einzelne Songs für sich finden. Persönliche Highlights dürfen sich herauskristallisieren und solche die man nicht so gerne hört. Ein ganz normales Album sozusagen. Wäre es nicht so kunstfertig. Holter hat alle Instrumente selbst eingespielt und setzt diese so sensibel ein, dass man immer wieder über neue kompositorische Kniffe staunen darf. Klassische Instrumente schwellen an und ab, Synthesizer beschleunigen plötzlich einen dahinschwelgenden Song, alte Drum-Machines peppen ein dahinbimmelndes Glockenspiel auf, der Vocoder erlebt ein neuerliches Revival – die große Kunst des Albums ist, dass Holter ihre Genialität federleicht verpackt und das Album auch gänzlich analysefrei zu genießen ist.

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