Mit aufs Wasser nimmt uns die Baltimore-Band Future Islands – eine intensive Fahrt, weil deren Sänger Samuel T. Herring das unglaubliche Talent besitzt, den Seegang kontrollieren zu können. Durch den bloßen Einsatz seiner Stimme vermag es Herring sämtliche Gefühlsregungen in Töne umzumünzen. So rudert der Hörer noch durch seichte Gewässer, da kann im nächsten Moment schon ein Sturm aufziehen. Innerhalb eines Songs kann es vorkommen, dass er diesen mit rauen, beinahe gegurgelten Gesangseinlagen aufpeitscht, ihn im nächsten Moment mit einem weggetretenen Hauchen wieder zügelt. Mit der feinfühligen Macht eines Marionettenspielers macht Herrings Stimmeinsatz dieses Album außergewöhnlich. Zusammengehalten wird es durch die Kohärenz der Instrumentals: Ob es helle Synthies, Orgeln, oder Streicher sind – die Melodienfolgen schwingen meistens in legato durch den Raum. Oft wird ein Ton lange gehalten; die Songs wirken dadurch über ihre Grenzen hinweg aneinander gebunden. Die Einflüsse aus 80s-Wave, Indie-Pop und Klassik Rock, verschmelzen schließlich in der atmospherischen Dichte – nicht zu letzt tragen zu dieser auch die in Gedanken vertieften Texte bei. Dank Herrings charismatischen Stimme läuft On The Water trotzdem nie Gefahr eng zu wirken. Stimmungsvoller kann der Herbst kaum eingeläutet werden.
On The Water