Was soll man jetzt eigentlich noch über Lana del Rey schreiben? Bevor es richtig losgeht und im Februar das Debütalbum erscheint, wurde von investigativen Internetfiends schon ordentlich in der Vergangenheit der hübschen Dame gewühlt und selbst das ZEIT Magazin packt sie mal schnell auf die Hotpick-Liste für den arrivierten Akademikerhipster. Hm. Das alles beweist recht anschaulich: Wer als Lolita mit Botoxlippe die Grande Dame gibt, musikalisch zwischen Tom Waits und Cat Power hin- und hertippelt und dabei eine astreine Sadcoresause startet, um dann in Sachen Video noch vollkommen ignorant den film noire, Tumblr-Stills und Photoboothaufnahmen zusammenzuschnippseln, scheint irgendetwas richtig zu machen. Mit Video Games/Blue Jeans ist jetzt die erste Doppelsingle von Lana del Rey erschienen. Die Songs sind jedem Blogbuster natürlich schon seit Anfang des Jahres bekannt, haben an Brillanz, Erhabenheit und Faszination aber so gar nichts verloren. Stimme und Lunge wurde von zig Selbstgedrehten wunderbar geteert und durch behändes Bearbeiten von klebrig-süßen Kaugummis erhalten die Tracks die nötige Note an Kitsch. Und wenn einen die Rey durch ihre tränenverschmierten »smokey eyes« so herrlich unschuldig anschmollt, ist einem irgendwie egal, dass sie als Lizzy Grant ein astreiner Katy-Perry-Rip-Off gewesen ist. Ja, das ist alles astreine Augenwischerei und diese menschgewordene Retromanie könnte irgendwann zu viel werden. Video Games/Blue Jeans ist aber trotz drohender Durchdeklination seitens des Feuilletons ein wahnsinniges Stück Musik – lieber jetzt noch mitnehmen und sich freuen, wenn im Frühjahr dann wirklich jeder drüber spricht.
Lana del Rey
Blue Banisters
Urban