Review

El Michels Affair

Yeti Season

Big Crown • 2021

Wie ein Soundtrack ohne Film funktioniert, haben El Michels Affair 2020 mit »Adult Themes« gezeigt. Der Nachfolger »Yeti Season« klingt weniger cineastisch, dafür strukturierter und zugänglicher. Überhaupt scheint sich Bandkopf Leon Michels von instrumentaler Soulmusik etwas zu langweilen. Gleich fünf der elf Stücke öffnete der New Yorker für Gesang. Unter anderem leiht Shannon Wise von The Shacks dem von einer Orgel getragenen »Sha Na Na« ihre Stimme. Noch stärker sticht Piya Malik hervor, die vier Lieder mit hinduistischem Texten vergoldet hat. So ungewohnt die Sprache auch klingt, sie passt zur weltoffenen Musik der Band. Soul gibt zwar den Rahmen vor, doch Einflüsse von überall reichern die Lieder an. Ganz selbstverständlich ertönt das orientalische Kanun neben einer Trompete. Doch nicht alles soll harmonieren. Akkord- und Tempowechsel fordern immer wieder heraus. Übergänge zu Refrains und Bridges werden schon einmal durch harte Brüche eingeleitet. Das befeuert die so schon abwechslungsreiche Platte. Ein Akkordeon setzt in »Ala Vida« Akzente, das Saxofon in »Zaharila« erzeugt Anspannung wie in einem Agentenfilm und »Perfect Harmony« bleibt dank einprägsamer Xylofon-Melodie im Ohr. »Yeti Season« klingt durchdacht, aber nicht angestrengt. Trotz gewollter Kanten wird der Hörfluss nie unterbrochen. El Michels Affair viben sich mit Stil und Expertise durch die Jahreszeit des Schneemenschen.