Review

Tommy Guerrero

Road To Knowhere

Too Good • 2019

Im Café gesessen. Kuchen gegessen. Im Hintergrund lief Gitarrenmusik. Gespräch irgendwann unterbrochen für die gegenseitige Feststellung: »Das klingt nach Highlife. Ziemlich gut.« Frage im Hinterkopf: Woher kommt das? Wer ist das? Wie alt ist das? Bis zum Ende lief diese Platte. Beim Rausgehen dann sicherheitshalber die Nachfrage am Tresen, wer das gerade war. Antwort: »Tommy Guerrero.« Seltener Fall, dass einem jemand die Musik öffentlich vorspielt, die man selbst noch besprechen soll. Beim Wiederhören dann klang die Musik, ergänzt um das Wissen, dass hier keine Musiker aus Ghana oder Äthiopien am Werk waren, sondern ein kalifornischer Star-Skater, der seit den 1990er Jahren als Gitarrist regelmäßig Alben veröffentlicht, immer noch so schön wie beim ersten Mal. Entspannte Gitarrenlinien sind seit jeher eines der Kennzeichen von Tommy Guerreros Spiel, und diesmal artikuliert er diese unter Rückgriff auf diverse afrikanische Stile. In komplexer Rhythmik mit einer Verneigung in Richtung Mulatu Astatke wie im Eröffnungsstück »El camino negro«, mit sanft klingelnden Gitarrenkaskaden (»Highway Hustle«) oder einfach mit komplett reduzierten laid back Riffs (»Slow Roll«). Tropft alles mit ganz ungekünstelter Eleganz von den Saiten herunter. Ob der Titel »Road to Knowhere« heißen soll, dass die Musik einen zur Erleuchtung führt, ist eigentlich egal. Dieser Weg, den Guerrero da beschreitet, führt allemal zu mehr Gelassenheit und Lebensfreude. Geht gar nicht anders.