Review Rock

Die Wilde Jagd

Uhrwald Orange

Bureau B • 2018

Aus zwei mach eins: Die Wilde Jagd ist jetzt mehr oder weniger ein Soloprojekt. Der ehemalige zweite im Bunde, Ralf Beck, hat sich weitestgehend aus der Albumproduktion zurückgezogen – live war er schon von jeher seltener Gast im eigenen Haus. Dies bedeutet also, dass »Uhrwald Orange« allein aus der Feder von Sebastian Lee Philipps stammt. Wem das alles noch nichts sagen sollte: Die Wilde Jagd aus Düsseldorf sind eine der beeindruckensten Krautrock-Projekte der letzten Jahre. Zusammen mit Stabil Elite Kreidler Solyst oder auch Von Spar steht man für eine Nachfolgeschaft des alten Kraut-Zentrums auf der Köln-Düsseldorfer-Achse. Erst unter dem Namen Der Räuber und der Prinz auf der Landkarte erschienen, wechselten Beck und Philipp auf das weniger von DAF, sondern von der nordischen Mythologie beeinflusste Pseudonym Die Wilde Jagd. Mit Platten auf Bureau B (wo sonst möchte man fast fragen) und Correspondant (das war eher überraschend) überzeugte man fortan. Neben Klaus-Dinger-Drumming, Michael-Karoli-Gitarren und mystisch-mythisch aufgeladenen Texten zielt man auch als Solisten-Gruppe auf einen hypnotischen Sound. »Uhrwald Orange«, benannt nach dem mehr als großzügig ausgestatteten Fuhrpark-Studio im Besitz von Ralf Beck, treibt dieses Prinzip noch konsequenter weiter als die Vorgänger. Fast schon entfesselt spielt, zuppelt, gniedelt und stampft sich Die Wilde Jagd nun durch Tracks, die sich auf charmante Art und Weise immer wieder der Sagenwelt hingeben; diese gleichzeitig persiflieren und immer wieder mit sporadisch clubbigen Topoi verbinden. So landet man in einer Art Limbus der eigenen Kritik am all zu deutlich deutsch-tümelnden: Ist Deutsch singen/sprechen das gleiche wie deutsch sein? Wird hier gar eine Art deutscher Natur-Heimat aufgerufen? Das ist dann doch – höchstwahrscheinlich – nicht zu bestätigen. Vielmehr zeichnet sich jedes Wort durch seine Künstlichkeit aus, die allein das entrückt-harte und mechanische der deutschen Sprache als Mittel der Entfremdung nutzen.