Ausklang – Neue Musik am Ende der Woche

Woche für Woche picken wir Tracks und Songs, die uns in den vorausgegangenen 7 Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Freitag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen. It’s new music, stupid!
»Fun« by Jeremiah Jae
taken from the EP »Dirty Collections Vol.1«, out soon on Warp Records
Jeremiah Jae stößt für mich mehr und mehr in die Leerstelle, die das Anti-Pop Consortium vor ca. 10 Jahren zuerst gerissen und dann offen gelassen hat, ohne allerdings so überanstrengt artifiziell zu wirken. Seine ungewöhnlichen Produktionen und legeren Raps kommen eher aus der Tiefe seiner Hamsterbacken. Auf Warp Records veröffentlicht er jetzt einer Reihe von 12inches. Darauf ist auch »Fun« zu finden. SH
»Cries Of The Beast« by Blue Daisy
Gejammer im Endloss-Loop, runtergepitchte Stimmen die von »Hellfire« reden und Bass, Bass, Bass. Das ist Blue Daisy. Nach so einem Song habe ich keine Lust mehr, gute Laune zu haben; die schlechte erscheint so mächtig. Für mich ein Highlight der Woche, für meine Mitmenschen der Grund, warum ihr Wochenende stressig wird. »Cries Of The Beast« erscheint auf einem noch nicht weiter definierten Release bei 37 Adventures. PK
»Pray« by Mary Gold
taken from the »Sex Hormone’d Druggie«-Mixtape
Download at Datpfiff
Wir machen den Sprung zu Curren$ys Jet-Life-Label, bleiben aber – und das ist die Überraschung – genauso düster. Mary Gold klingt nicht, als wäre sie eine Musikerin/Rapperin und vielleicht ist »Prayer« genau deshalb so eindringlich: Mary hört sich an, als würde sie gerade zugedröhnt und depressiv in der Badewanne liegen und zeichnet nebenbei ein Bild von Strip-Clubs durch die Brille eines ganz miesen Acid-Trips. »Darkness is my only fear, unless you kissin‘ on my pink«. Gibt‘s auch ein Video zu. Lohnt sich. PK »Wet Chemicals« by Astral Social Club
taken from the Tape »Destiny Snfu«, out on NNA Tapes
»Wet Chemicals« klingt für mich wie Guillermo Scott Herren zu seinen besten Zeiten, in einem Moment, wo dieser sich zwischen seinen Künstlerpersona Prefuse 73 und Delarosa And Asora nicht so recht entscheiden konnte. Hart geschnitte Samples, sehr viel Noise und latent groovend. Dahinter steckt aber Astral Social Club, ein Brite, der nun schon seit einigen Jahren im Stillen von sich Reden macht. SH
»Generation Andi« by Karate Andi
Groß geworden ist er bei »Rap am Mittwoch«, aufgedunsen bei etlichen Sternis vor dem Späti in Berlin-Neukölln: Karate Andi. Unter dem Image des Assi-Prolls versteckt, macht Andi Rap, der gut informiert mit sämtlichen Klischees spielt. Andi stilisiert Morrissey anstatt KRS-One zu seinem Vorbild und baut sich damit denkbar einfach eine Nische im deutschen Rap-Spiel, deren Spieler allzu selten über den Tellerrand ihrer Hip Hop-Suppe gucken. »Generation Andi« ist der erste Teaser für ein erstes Album. Es gibt nasalen Interessiert-Mich-Eh-Alles-N-Scheiss-Flow, Screw-Refrain und Punchlines wie »Du bist ein Rapper, der arschleckt zum Beat und trotzdem noch dabei denkt, er sei Talib Kweli«. Hihi, spätestens wenn Kweli auch nur passiv durch den Kakao gezogen wird, hat man mich! PK
»Venus« by Gospel of Mars
Es ist Zeit für ein wenig Jazz. Das New Yorker Quartett Gospel of Mars – Aaron Moore am Schlagzeug, Jef Brown an Saxophon und Gitarre, Bob Jones am Kontrabass, Marcus Cummins am Saxophon – hat in dieser Woche gleich 3 neue Einspielungen online gestellt. Der Jazz des ausgesuchten Stücks »Venus« ist eine Mischung aus dem »New thing« der 1970er Jahre, einem Quentchen Orientialismus und dem Minimalismus von Steve Reich. SH
»Swarkovski« by James Ferraro & Triad God
Klingt als wäre Kanye endgültig ganz Dadaist oder als hätte er einen Song mit Dean Blunt aufgenommen. Doch »Swarkovski« ist ein Song der beiden Hippos In Tanks, James Ferraro und Triad God. Die nuscheln sich durch völlig verschrobenen Anti-Pop mit Auto-Tune und Mac-Sprachfunktion-Samples. Ich kann mein alkoholisches Getränk nicht halten! PK
»Fuck The Money« by Farhot
taken from the LP »Kabul Fire Volume 1«, out on Jakarta Records
Find it at hhv.de: LP Ein Track, der sich in den ersten zehn Sekunden erklärt. Bäm! Eine klare Ansage, die Produktion auf den Punkt gesetzt. Der deutsch-afghanische Producer Farhot wirkt hier extrem fokussiert, und weiß in der Folge mit seinem Material umzugehen. Er variiert in einem fort die Dynamik, setzt neue Akzente, bringt weitere Samples, ohne den Überblick zu verlieren. Alles bleibt insgesamt sehr catchy. Kleine Abzüge in der Gesamtnote, weil Farhot den Bruch nach 2:50 Minuten nicht stringent durchgezogen hat. Das hätte ansonsten ein schöner Madlib-Moment werden können. SH