Jahresrückblick 2017 – Fourth World Problems
Essay
isco Halal ist ein 2015 vom Produzenten und DJ Moscoman gegründetes Plattenlabel aus Berlin.
»Was als kleine Blume begann, wuchs rasend schnell zu einem ganzen Wald heran«, beschreibt der in Berlin lebende Israeli mit, nun ja, blumigen Worten die Entwicklung seines Labels. Und richtig, auf eine kurzlebige Reihe von Club-Edits von Musik aus dem nahen und mittleren Osten folgten in kürzester Zeit eine ganze Reihe anderer Releases, die wiederum extrem viel Aufmerksamkeit auf sich zogen. »Die Edit-Serie hatte ihren Zweck erfüllt und meiner Ansicht nach war es an der Zeit, richtige Musik von denselben Artists zu veröffentlichen«, sagt der Produzent. Autarkic und Red Axes zum Beispiel sind dem Label bis heute erhalten geblieben und haben seit den ersten drei Katalognummern neben Kollaborationen und Remixen auch eigenständige EPs und Alben beigetragen. Gemeinsam mit dem Berliner Plattenladen OYE, wo das Label seinen Anfang nahm, und dem Label ESP Institute, wo Moscoman das Gros seiner eigenen Releases veröffentlicht, bildet sich ein kleines familiäres Netzwerk. »Wenn mich jemand danach fragt, wie ich meine A&R-Arbeit erledige, lautet die Antwort immer gleich«, so Moscoman. »Musik, die ich liebe – von Leuten, die ich liebe und deren Liebe ich erwidern will.«
Schon eines der ersten Releases auf Disco Halal erregte internationale Aufmerksamkeit. Mit der Debüt-LP des obskuren Tony Carey-Projekts TCP veröffentlichte Moscoman eine Platte wieder, die in Sammlerkreisen hoch gehandelt und deren Reissue dementsprechend freudig begrüßt wurde. »Ich arbeite die ganze Zeit an Reissues«, gibt der als eklektische DJ bekannte Labelbetreiber zu. »Ich habe viele Ideen, aber es ist nicht unbedingt einfach und erfordert viel Geld und Geduld. Aber es kommt noch mehr.« Was die TCP-Platte zwischen all den über Disco Halal veröffentlichten Releases exemplarisch macht, ist ihre Unbekümmertheit in Hinsicht auf Konventionen und kulturelle Tellerränder andererseits. So wie bereits der Labelname scherzhaft Hedonismus mit Religion zusammenbringt, so tummelt sich auf Disco Halal Musik, die sich manchmal weit vom Dancefloor entfernt und neben traditionellen Elementen aus dem nahen und mittleren Osten ziemlich viel Punk in den Mix wirft, ob nun als Attitüde oder stilistische Beigabe. Die fortlaufenden Remix-Projekte wie etwa für das Label City Slang und vor allem unter den Artists selbst bekräftigen umso mehr, dass Disco Halal als Label ein kleiner und eingeschworener Kreis ist, der sich aber wiederum ganz und gar dem Austausch verschrieben hat. Letztlich also kein Wunder, dass dieses kleine Blümchen in dermaßen kurzer Zeit zu einem großen Wald angewachsen ist.
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