Acid Arab – 10 All Time Favs

10.10.2016
Foto:Pierre Emmanuel Rastoin
Wir fragen Musiker nach 10 Schallplatten, durch die sie geformt, gebessert und gebildet wurden und bitten sie diese Auswahl zu kommentieren. Diesmal nimmt sich das Produzententeam Acid Arab der Aufgabe an.

Die Musik von Acid Arab klingt erstmal nach viel, nicht aber nach dem Herkunftsland der Mitglieder des Projekts. Die kommen nämlich nach Frankreich, ihr hochenergetischer Clubsound aber bedient sich – der Name deutet es bereits an – an arabischen Stilen. Dabke-Sounds treffen auf rotierende 303-Klänge. Mit ihren Compilations und eigenen Releases zogen Guido Minisky, Hervé Carvalho, Pierrot Casanova und Nicolas Borne auch einige Kritik auf sich. Denn wo sich westliche Musiker an orientalischer Musik bedienen, sind Exotisierung und kulturelle Aneignung nicht weit entfernt.

Wie aus Trotz nennt das Kollektiv sein drittes, bei Crammed Discs erscheinendes Album dann auch »Musique de France«, Musik aus Frankreich. Wohl weniger, um das koloniale Erbe des Landes zum Ausdruck zu bringen, als vielmehr, um dessen aktuelle kulturelle Vielfalt zu unterstreichen. Die schlägt sich auch personell auf »Musique de France« nieder, mit Kenzi Bourras, Rizan Said, Cem Yildiz, A-WA, Rachid Tacha, Sofiane Saidi und Jouad El Garrouge haben sich Acid Arab MusikerInnen ins Pariser Studio geholt, welche ihre eigene kulturelle Tradition in neue Kontexte einbetten. Das will nicht unbedingt Fusion genannt werden, allerdings zählen Acid Arab mindestens vier großartige Fusion-Platten zu ihren 10 All Time Favs.

1 – »My Life In The Bush Of Ghosts« by Brian Eno & David Byrne, Sire, 1981
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Die erste großartige Fusion-Platten: Samples aus »Music in the World of Islam« und Samira Tewfik, bizarr schöne Musik.

2 – »Noir et Blanc« by Zazou Bikaye and Cy1, Crammed Discs, 1983

Die zweite großartige Fusion-Platte aus afrikanischer Sicht. Mit einem Franzosen, einem kongolesischen Sänger und einem Künstler aus Algerien an den Synthesizern.

3 – »Abu Ali« by Ziad Rahbani, Music Gallery, 2014
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Die dritte großartige Fusion-Platte: Fairuz‘ Sohn experimentiert mit einer Übersetzung von libanesischer Musik zu Jazz-Funk.

4 – »Sankirna« by Oriental Wind & Karnataka College Of Percussion , Sonet, 1985

Die vierte großartige Fusion-Platten, auf der eine türkische Jazz-Band auf eine indische Folk-Gruppe trifft.

5 – »Leh Jani« by Omar Souleyman , Sham Palace 2011
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Das erste Mal, dass wir ihn gehört haben, war mit dieser Doppel-LP, die bis heute sein bestes Release bleibt.

6 – »Dabke: Sounds Of The Syrian Houran«, Background, 2000

…und dann entdeckten wir, dass Souleyman nur einer von vielen fantastischen syrischen Musikern war!

7 – »Sattalla« by Arik Rudich, Hed-Arzi, 1981

Mit seinen alten elektronischen Klängen und Einflüssen von Jean-Michel Jarre, Vangelis oder Queen ist dieses israelische Album aus den Siebzigern ein Muss!

8 – »Taal (Original Motion Picture Soundtrack)« by Laxmikant – Pyarelal, Dashmesh International Ltd., 1999

Jede Bollywood-Platte ist toll. Dieser Neunziger-Soundtrack enthält einen Song von Alka Yagnik, den wir vielleicht hundert Mal gespielt haben.

9 – »El Buya« by Aisha Kandisha’s Jarring Effects, Barraka El Farnatshi, 1990

Massiven Respekt an das in Basel ansässige Label Barraka El Farnatshi und seine Künstler wie Amïra Saqati, Sapho, Bill Laswell…

10 – »Acid Arab Collections«, Acid Arab, 2013

Das ist kein Album, sondern eine Sammlung von Tracks von I:Cube, Crackboy, Pilooski, Etienne Jaumet, Gilb’r, Renart…