The Crucial Question: Roísín Murphy

24.03.2015
Foto:© PIAS
Unsere Gretchenfrage ist vielleicht nicht so absolut wie die in Goethes »Faust«, aber sie enthüllt einen bestimmten Aspekt mit nur einer Frage. Ohne Schnickschnack. Diesmal geht sie raus an Róisín Murphy.

Parallel zur Ankündigung deines dritten Studioalbums »Hairless Toys« hast du den Song »Gone Fishing« veröffentlicht. Dieser ist von der Dokumentation »Paris Is Burning« inspiriert und thematisiert die Ball- und Voguing-Szene im New York der 1980er Jahre. Zu dieser Zeit jedoch warst du noch ein Teenager und lebtest in Irland beziehungsweise England. Auch bist du keine homoexuelle oder transsexuelle person of color. Wie hast du dich diesem Thema genähert, obwohl du auf keine persönlichen Erfahrungen zurückgreifen kannst?

Roísín Murphy: Ich schätze, ich habe mich meine gesamte Jugend lang als Außenseiterin wahrgenommen. Mein neues Album ist von meinen Erinnerungen an diese Zeit durchzogen, in welcher ich Menschen um mich sammelte, die meine Interessen teilten. Was in meinem Fall vor allem die Musik war. So schaffte ich mir eine Art Puffer, eine Familie, die mich vor den Gefahren der Welt schützte. In dem Moment, in dem du anerkennst, dass du ein Sonderling bist und dich anderen Sonderlingen annäherst, wirst du erst richtig stark. Das ist letztlich, was ich durchaus mit der damaligen Szene gemeinsam habe. Dazu kommt diese gewisse Extravaganz, die so sehr kreativ eingesetzt wird, wie es auch im Film zu sehen ist. Das verleiht dir ebenfalls Stärke und Kraft. Das sind genau die Gründe, warum auch ich mich ständig verkleidet habe! Es kann so kreativ und schön sein, dir so viel Kraft verleihen.