Ein Mann taumelt die Straße entlang, sein Körper durchtrennt von einem Schwert. Die Passanten nehmen ihn nicht wahr, er ist ihnen auch kein Hindernis, sie gleiten aneinander vorbei wie in parallelen Welten. In Ryan Reichenfeld’s Musikvideo zu »Only Heather« von Wild Nothing geht es darum etwas zu sehen, das für andere unsichtbar ist. Diese oft mit Weisheit/Wissensvorsprung oder prophetischen Qualitäten in Verbindung gebrachte Fähigkeit verarbeitet Reichenfeld zu einer eher introvertierten Version eines Nicht-Gesehen-Werdens. Die sonst prophetischen Qualitäten sind hier unaufhaltsam abgründig und überdimensional emotional. Die Szene ruft Bilder aus Sion Sono’s »Love Exposure« (2009) wach. In dem vierstündigen japanischen Meisterwerk sieht die Protagonistin permanent und überall Kugeln durch die Luft schießen, von denen wir stets getroffen werden können. Reichenfeld’s Protagonist ist ein Schon-Getroffener, der schon im Auflösen befindlich ist. Sein Blick ist der des Ent-täuschten (desillusioniert über die eigene Stärke und Unverletzbarkeit; die Sicherheiten menschlicher Beziehungen) Sein Gang ist unaufhaltbar, sein Sterben auch, sein Blick benommen von der Gewissheit, den begonnen Absturz nicht mehr aufhalten zu können. Die Band singt: »Misunderstood she’s good I can tell / Though everyone tells me I’m under her spell / But I’ll never leave her they don’t know our deal / Its better to fake than to love her for real«.
Mit »The Moving Still« wollen wir Momenten Aufmerksamkeit schenken, die wir für besprechenswert halten. Nur ein Still aus einem Video oder einem Film dient dabei als Anstoß für einen Gedanken. Das Still als Bild, Geste, Metapher, Verweis.