Dabei sah die Lebensplanung von Ariyan Arslani, der vor 29 Jahren als Sohn eines albanischen Einwanderers und einer Jüdin aus Brooklyn im New Yorker Stadtteil Flushing, Queens das Licht der Welt erblickte, ganz anders aus. Rap war zwar immer schon präsent, als er mit den Graffiti-Homies um die Blöcke zog, doch mit der Festanstellung im Restaurant seines Vaters ging er auf Nummer sicher. Als dann eher zufällig eine Freestyle-Session im Netz landete, sich schnell positives Feedback einstellte und Bronson kurze Zeit später das erste Rapgeld in den Händen hielt, wurde der Kochlöffel mit dem Mikrofon eingetauscht. Mit der Arbeitsmoral eines emsigen Küchenchefs stehen seit 2009 zwei Studioalben und drei Mixtapes in seiner Diskographie. Ein Output, der ganze Karrieren anderer Rapper ausfüllt. Das bleibt nicht unbemerkt. Dante Ross, einstiger Manager von De La Soul und 3rd Bass, erkannte das musikalische und vermarktungstechnische Potenzial und nahm ihn unter seine Fittiche. Ein Major-Deal bei Vice/Warner sollte kürzlich folgen.
Die Vergleiche mit Ghostface Killah muss sich der Twitter-Junkie nun nicht mehr gefallen lassen. Stimmlich sicher ähnlich, sind in puncto Flow, Themenvielfalt und Delivery doch klare Unterschiede auszumachen. Bronsolini selbst ist das Thema nach anfänglicher Schmeichelei längst leid. »Es nervt nur noch. Leute, die mit Musik bewandert sind, können die Unterschiede raushören und ziehen nicht ständig diese Parallele!« Interessant sind vielmehr die zahlreichen Nachahmer, die sich indes bei Bronsons Stilmitteln bedienen. Etwa Raps mit Referenzen zu gehobener Küche oder längst vergessenen WWF- oder NFL-Stars.
»Es ist nicht einfach in andere Länder zu reisen, wenn man einen gewissen Lebensstil pflegt. Ich habe durch diese Sache viel verloren und war wirklich am Boden zerstört.«
Wer den Beamer-Liebhaber als hängengebliebenen Backpack-Rapper versteht, ist ähnlich schief gewickelt. Die Producer, mit denen er zuletzt zusammenarbeitete stehen zwar für eher klassischen Boom-Bap-Sound, doch er outete sich jüngst sogar als großer Fan der Trap-Rap-Bewegung. Für sein Solodebüt bei Vice Records, das im Frühjahr 2013 erscheinen soll, verspricht er dann auch Experimente. Dies wird bei eingefleischten Traditionalisten ebenso für Stirnrunzeln sorgen, wie sein Feature mit dem Weirdo-Rapper Riff Raff. »Ich möchte alles machen und muss mich nicht mehr beweisen. Die Leute wissen mittlerweile, was ich drauf habe. Wir haben mit ›Bird On A Wire‹ einen Banger gemacht. Punkt! Ganz egal was Andere sagen.«_
Definitiv nicht egal waren ihm die enttäuschten Fans in Europa, die er 2012 kurzfristig zweimal hat sitzen lassen, als er gleich zwei Tourneen in der alten Welt cancelte. Schnell machte das Gerücht des Abzockers die Runde, der Veranstalter, Booker und Fans verprellt. Hohe Regressansprüche der Booking-Agentur standen überdies ins Haus. Dabei waren es Probleme mit dem Gesetz und der einhergehende Einzug vom Reisepass, die ihn zum Verbleib in den Staaten zwangen. »Es ist nicht einfach in andere Länder zu reisen, wenn man einen gewissen Lebensstil pflegt. Ich habe durch diese Sache viel verloren und war wirklich am Boden zerstört.« Es gab also einiges wieder gerade zu biegen und das merkte man seinem Auftritt im Dezember in Berlin deutlich an. Stimmlich hörbar angeschlagen riss er ein einstündiges Hammerset ab, bei dem er fast ausschließlich im Publikum stehend performte. Die beiderseitige Liebe war spürbar. Warum ihn die Leute so mögen? »Ich glaube, weil ich ein ganz normaler Typ bin und keine Rolle spiele, so wie andere Rapper.« Er ist sich selbst ganz einfach treu geblieben und weit mehr als ein schräger Gimmick-Rapper. Ferner ist es die einzigartige Synthese aus Charisma, Witz, Fleiß, Begabung und ähm, »Pizzazz«, die Action Bronsons Erfolg begründet.