Es ist wie ein Aufeinandertreffen zweier einstiger Wunderkinder, die nun erwachsen geworden sind. Seit über zehn Jahren produzieren sowohl Jimmy Edgar als auch Travis Stewart elektronische Musik mit höchsten Qualitätsansprüchen. Jetzt treffen der Mann, der seine ersten drei Alben bei Warp, !K7 und Hotflush veröffentlichte und der, den sie einfach nur Machinedrum nennen, endlich aufeinander. Aus ihren gemeinsamen Initialen basteln sie den Projektnamen JETS und bringen zusammen eine selbstbetitelte 4-Track-EP raus. Doch dabei laufen sie sich nicht das erste Mal über den Weg.
hhv.de mag: In jungen Jahren seid ihr ja bereits beide bei Merck Records gewesen. Ihr seid ja quasi alte Bekannte …
Travis Stewart: Ja, wir kennen uns schon seit ungefähr zwölf Jahren. Wir haben uns über Merck kennengelernt. Ich habe damals bei Merck ausgeholfen, habe Demos durchgehört und irgendwann war eine von Jimmy dabei und ich fand es faszinierend. Da stand für mich fest: Wir müssen uns treffen!
Jimmy Edgar: Es gab nie einen gewissen Punkt, an dem wir uns gesagt haben: »Wir müssen zusammenarbeiten!« Wir hatten immer miteinander zu tun und haben irgendwann entschieden, dass wir eine EP zusammen machen wollen.
Travis Stewart: Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als wir in New York gelebt haben. Wenn wir uns dann getroffen haben, haben wir auch durchaus mal was zusammen gebaut, aber nie mit dem Gedanken im Hinterkopf, offiziell zusammen eine EP oder ein Album rauszubringen. Wir haben einfach gejammt und hatten Spaß. Dann kam aber der entscheidende Impuls von Leisure System, mit denen wir alle befreundet sind. Die kannten die Songs und haben uns dann gefragt, warum wir die nicht fertig machen.
Ihr seid beide sehr beschäftigt, habt dieses Jahr bereits beide als Solokünstler veröffentlicht. Wo war da Platz für JETS?»Im Studio gab es diese sehr vertrauensvolle Stimmung, dass der eine mal für 20 Minuten verschwinden konnte und den anderen weiter an Tracks bauen ließ und wenn man wiederkam war das Ergebnis genau das, was beide wollten.«
Jimmy Edgar
Travis Stewart: Viele der Songs wurden zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten geschrieben. Und dann gab es irgendwann einige Wochen, an denen wir uns die Zeit genommen haben, uns zu treffen und intensiv an den Tracks zu arbeiten. Das hat alles hier in Berlin stattgefunden und ist innerhalb eines Monats fertig geworden.
Jimmy Edgar: Wir konnten viel voneinander lernen, was an sich schon toll war. Das hat es sehr einfach gemacht, die Platte fertigzustellen. Im Studio gab es diese sehr vertrauensvolle Stimmung, dass der eine mal für 20 Minuten verschwinden konnte und den anderen weiter an Tracks bauen ließ und wenn man wiederkam war das Ergebnis genau das, was beide wollten.
Travis Stewart: Wir haben beim Produzieren auch mal etwas rumgesponnen. Der eine hatte mal einen angefangenen Track dabei, den der andere dann einfach weiterbearbeitet hat. Oder ich habe mal einen Beat gebaut nur mit Samples, die Jimmy mir gegeben hatte, und vice versa.
Jimmy Edgar: Wir haben viel versucht auch musikalisch aufeinander einzugehen. Ich habe ihm ja nicht Samples gegeben, um ihn zu testen. Es waren Samples, von denen ich mir sicher war, dass Travis sie gern mögen würde. Diese Art von Zusammenwachsen war schon sehr angenehm.
Habt ihr ausschließlich mit Samples gearbeitet?
Jimmy Edgar: Samples waren schon die Grundlage der ganzen Musik und machen den Kern der Songs aus.
Travis Stewart: Am Ende haben wir einen Modular-Synthesizer drüber laufen lassen, an dem Jimmy seit längerem schraubt, um die Tracks in gewisser Weise auch klanglich miteinander zu verknüpfen. Wir haben Samples auch selbst produziert und haben auch auf unsere Sample-Datenbanken zurückgegriffen, die wir seit Jahren ziemlich intensiv aus allen möglichen Quellen zusammentragen.
Habt ihr versucht, für JETS eure eigenen musikalischen Aktivitäten und euren jeweiligen Style zurückzustellen?
Travis Stewart: Wir haben vieles ausprobiert. Ich habe auf einem Song gesungen, aber das hat klanglich überhaupt nicht zum Rest gepasst, weshalb wir es dann verworfen haben. Was wir aber auf jeden Fall aus diesem Projekt mitgenommen haben, ist das Ziel, sich in Zukunft mehr mit Pop zu beschäftigen, um gemeinsam als Produzenten für diesen Markt arbeiten zu können. Wir beide haben eine Menge Erfahrung im Umgang mit Pop-Musikern und haben auch für uns gemerkt, dass wir zwar in der Produktion ein sehr starkes Team sind, uns aber auch mit Songwriting sehr gut auskennen. Also kann man sich wohl darauf einstellen, dass wir – vielleicht nicht unbedingt als JETS, aber schon zusammen – bald als Produzenten-Team für eben solche Popmusik in Erscheinung treten werden.