Das dänische Dancepunk-Trio WhoMadeWho sind mit die größten Spaßkanonen vor dem Herrn. Sie gelten als eine der besten Live-Bands im Musikbusiness und unterhalten mit ihrer Musik seit fast zehn Jahren ihr feierwütiges Publikum rund um den Globus. Vor kurzem erschein mit »Brighter« das dritte Album der Band, das sie in Düsseldorf ihren Fans vorstellten. Dass Partymonster aber auch nachdenklich werden können und eventuell sogar trotz aller Erfolge einen anderen Weg einschlagen würden, zeigen die beiden Sänger der Band, Jeppe Kjellberg und Tomas Hoffding, in unserer heutigen Kolumne.
Techno oder Rock?
Jeppe Kjellberg: Ich denke… Techno. Auch wenn wir live viele Elemente aus dem Rock-Bereich in unsere Performance einbauen – in der Band teilen wir alle eine große Leidenschaft für die deutsche Elektronik- und Techno-Szene. Also auch für die eigene Inspiration wähle ich: Techno.
Glam Rock oder Heavy Metal?
Tomas Hoffding: Definitiv Glam-Rock für mich. Heavy Metal kam mir immer so vor, als ginge es nur darum, herauszufinden, wie schnell jemand spielen kann. Auch als ich jünger war, hatte ich nie großes Interesse an Heavy Metal. Es hat mich nicht berührt. Komplizierten Jazz und Heavy Metal habe ich nie verstanden. Es war mir immer zu sportlich und irgendwie habe ich nie die Liebe darin gefühlt. Aber das zählt nur für mich. Es gibt eine Menge Menschen, die durchaus die Liebe in Heavy Metal spüren, aber ich war irgendwie immer mehr an simpler Musik interessiert. (Pause) – Aaah, du magst Heavy, Jeppe. Du hast Heavy gespielt.
Jeppe Kjellberg: Ich bin auch definitiv für Glam-Rock. Ich hab Heavy Metal auch nie wirklich gemocht, aber es hat auch seine Highlights. Diese ganze Energie, die dich komplett wegpusten kann, das ist so intensiv und das mag ich auch. Wir haben mal… wie heißen die nochmal, die deutschen?
Tomas Hoffding: (brüllt teutonisch): RAMMSTEIN!!!
Jeppe Kjellberg: Genau, Rammstein. Obwohl, die sind ja gar nicht so Heavy Metal, aber es war eine lustige Mischung aus Gothic-Elementen mit vielen anderen Sachen. Es war sehr unterhaltend, aber so klischeebehaftet. Aber auch gerade wegen den Lyrics, dem Gesang oder der Kleidung gehe auch ich auf Glam-Rock.
Party oder Chillen?
Tomas Hoffding: In WhoMadeWho? Party, auf jeden Fall. Geh zu einem Konzert und du wirst sehen warum.
Italien oder Spanien?
Jeppe Kjellberg: Wenn es um Fußball geht, wird es Italien sein – denke ich. Ich weiß nicht warum, aber ich war lange ein großer Fan des spanischen Fußballs, aber ich kann es mir nicht erklären: Es wird mir irgendwie zu langweilig und Italien ist auch in vielen Teilen sehr langweilig, aber im letzten Spiel haben sie mich sehr beeindruckt. Ich bin auch ein großer Fan von Buffon, wie der alles organisiert und sich aufführt als wär der der Boss, wie er sich aufregt und seine Mitspieler anschnauzt, obwohl seine Mannschaft gegen Deutschland mit 2:0 vorne liegt.
Ich fand Deutschland bis dahin am besten und war auch mein Favorit auf den Titel, aber wie sie von Italien plattgemacht wurden war zwar etwas traurig zu sehen, aber es war beeindruckend, es war gut und es war unterhaltend und Ballotelli hat einfach den Deckel draufgemacht – motherfucker. (Lachen)»Früher haben wir Konzerte total in den Sand gesetzt, weil wir uns super cool gefühlt haben und mal neue Sachen ausprobiert haben, aber ich finde, wir würden ziemliche Arschlöcher sein, wenn wir so etwas heute abziehen würden.«
Tomas Hoffding
Nacht oder Tag?
Tomas Hoffding: Tough one.
Jeppe Kjellberg: Wenn wir von WhoMadeWho sprechen und allem, was dazu gehört, wäre es selbstverständlich Nacht. Wir leben in der Nacht, wir touren ständig Nachts irgendwo hin und kommen Nachts irgendwo an und spielen Nachts und verschlafen den ganzen Tag, also schwänzen wir die Morgen. Aber in unserem persönlichen Leben sind wir alle auch durchaus Frühaufsteher, weil wir Kinder haben. Die haben uns eine komplett neue Welt eröffnet, und zwar die, die am Morgen stattfindet. Ich denke also wir sind eine Mischung aus beidem.
Tomas Hoffding: Was im Endeffekt bedeutet, dass wir nie schlafen. (Gelächter)
Live spielen oder Produzieren?
Tomas Hoffding: Ich liebe es zwar live zu spielen, aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich lieber produzieren, Alben machen. Ich würde das Live-Ding nicht vermissen. Die Musik zu machen, die hinterher auf die Alben kommt – ich denke das ist die Geburt der Musik und die Konzerte, gerade für die Musik, sind die Gelegenheiten, an denen man die Energie raus lässt. Aber ich denke, es ist am kreativsten, im Studio zu sein. Dennoch muss ich sagen, dass live spielen, gerade in den Anfangstagen von WhoMadeWho, in den kleinen Clubs, dass das kreativer war als heute, wenn wir spielen müssen, weil da einfach eine Menge Leute ist, die uns sehen will und die dafür bezahlt hat. Also können wir da auch nicht einfach verkacken, sondern wir müssen ihnen auch was bieten und eine gewisse Erwartungshaltung erfüllen. Früher haben wir Konzerte total in den Sand gesetzt, weil wir uns super cool gefühlt haben und mal neue Sachen ausprobiert haben, aber ich finde, wir würden ziemliche Arschlöcher sein, wenn wir so etwas heute abziehen würden. Ich denke es ist wirklich eine Ying-Yang-Situation. Ich habe viel darüber nachgedacht, auch wegen dem kleinen Kind zu Hause, meine Freundin ist das ganze Wochenende alleine, aber ich würde es nicht vermissen. Ich würde gern etwas weniger spielen und etwas mehr im Studio sein.
Jeppe Kjellberg: Wir haben auch schon so viel zusammen live gespielt, wir sind so aufeinander eingespielt, dass es komischerweise auch einfach nicht mehr so herausfordernd ist als wenn wir uns ins Studio setzen würden und eine neue geile Bassline, einen guten Groove, eine Melodie und ein paar gute Lyrics aufnehmen. Für uns ist das eine große Herausforderung, die wir immer suchen. Und derzeit befindet die sich im Studio.
Tomas Hoffding: (nachdenklich und unentschlossen) Aber wir brauchen beides. Tomas Barfod (Drummer von WhoMadeWho, oft bei Konzerten, wie auch in Düsseldorf und demnach auch beim Interview abwesend) zum Beispiel würde viel weniger spielen wollen, denke ich – was er ja auch tut. Aber Jeppe und ich haben dieses Zirkus-Blut in uns. Denn auch wenn die Herausforderung nicht die größte ist und ich manchmal denke, dass ich mit 40 sterbe, wenn ich so weitermache, oft ist es auch einfach nur die absolut beste Sache der Welt auf der Bühne zu sein.