Nicht nur, dass Snoop Dogg letzten Monat unter die House (sorry »Euro Tekno«) DJs gegangen ist, er hat es sich auch nicht nehmen lassen einen bisher unveröffentlichten Track aus den Aufnahme-Sessions seines 2009er Albums Malice N Wonderland via Soundcloud zu verschenken. Hätte man mir das nicht direkt gesagt, ich hätte Ridin In My Malibu übereifrig als DJ Quiks fehlenden Beitrag zu Doggystyle fehlinterpretiert, auch wenn die Drums hierfür etwas zu schüchtern wären und Snoop Dogg zu abgeklärt klingt. Nichtsdestotrotz: Rollin In My Malibu wird die coolste Sommerhymne 2012 bleiben und längst abgehakte Cali-Eskapismus-Hirngespinste unter Zentraleuropäern auslösen. Und: don’t get ashes on my seat!
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Aigner und Okraj halten Wort und lassen der letztmonatigen Ankündigung Taten folgen, FunkinEvens wundersamen Remix für PhOtOmachines On U diesen Monat in den Zwölf Zehnern zu platzieren. Der Original-Mix selbst ist mit seinem Breakgedonner und stetigen Wechsel zwischen funktionalen Technobrett und Electroboogie ein sicherer Top-Five-Kandidat. FunkinEven aber hat nun mal den Midas Touch derzeit. Sein Remix destilliert die liebliche Kometenmelodie des Originals, entlädt sich euphorisiert an den misstönenden Synths und drückt die unnachahmliche Percussion durch, für die er seit Roland Jam oder Beat Crash Patente besitzt. Chapeau Monsieur.
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Dass Nas wieder seinen üblichen Pre-Album-Lauf hat, hatte sich schon angekündigt. The Don macht es nun fast unmöglich nicht erneut diese Erwartungshaltung anzunehmen, die es meist so erschwert mit 80% seiner darauffolgenden Alben zufrieden zu sein. Das aber soll an dieser Stelle nicht das Thema sein, sondern ein hyperaktiver, rhythmisch anspruchsvoller Beat, den der verstorbene Heavy D als eine seiner letzten Amtshandlungen wohl Salaam Remi anvertraut haben soll. Gleich nach Supercats Patois-Intro geht Nasir Jones all in und erklärt uns nebenbei noch, dass man seinen Stash doch bitte nicht im Bauarbeiter-Dekolleté, sondern in den Socken zu verstecken hat. Und wenn im dritten Vers für einige Takte eine latent an The World Is Yours erinnernde Melodie kurzzeitig Harmonie stiftet, ist endgültig alles gut. Er ist einfach der Größte, so er denn will.
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Die Geschichte von Ital und 100% Silk wurde an dieser und anderer Stelle schon mindestens einmal zu oft erzählt, deswegen sparen wir uns die übliche Avantgarde-Noiser-Gone-House-Nerds-Ausführungen und kommen direkt zur Mi Ami Rückkehr. Dass Ital und sein – als Magic Touch mittlerweile ebenfalls lupenreine 120BPM-Manie produzierender – Partner ihr neues Album nicht über Thrill Jockey oder Not Not Fun, sondern über 100% Silk veröffentlichen, haben Okner und Aigraj bereits als gutes Omen wahrgenommen, ziehen wir doch für gewöhnlich 707-Rimshots bemühtem Saitengewichse vor. Dass Mi Ami aber direkt mit der ersten Vorabsingle ein solches Monster von einem Prog-House-Track rausschießen würden, ist dann doch eine kleine Überraschung. Time Of Love, der muskulöse Bruder der letztjährigen Mr. Fingers-Annäherung Sunrise, kombiniert elfeinhalb Minuten lang eine forsche Bassline mit den immer und überall so verdammt geil klingenden Roland-Drum-Patterns, kryptischen Vocalschnippseln, psychedelischen Synthflächen, Reverb, Delay undundund. Andere füllen mit dieser Anzahl an Ideen ein Doppelalbum, andere ersticken ihre Musik mit einer solchen Überambitioniertheit, Mi Ami hingegen machen alles richtig.
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Es ist viel geschrieben worden über den Einfluss DJ Screws auf die neue Cloud-Rapper (was im Übrigen fast noch dämlicher klingt als ‚Chillwaver‘), hört man aber Mystical Maze des frisch von 4AM unter Vertrag genommenen Spaceghostpurrp, so darf man durchaus auch über Livin‘ Proof sprechen. Nicht nur, weil dessen verschlafener Beat etwa so klingt als hätte jemand die düstersten Elemente aus Suspended in Time und Up Against The Wall (Getaway Car Mix) extrahiert und Premos Akkuratesse durch ein südstaatliches Drumprogramming und den Screw’schen Schluckauf ersetzt. Nein, gerade auch weil Spaceghostpurrp so schludrig und hemdsärmelig flowt wie Lil Dap und der Nutcracker zu besten Zeiten. Perfektion ist langweilig, Spaceghostpurrp nicht.
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Nicht dass sich der gemeine Juke-Track den Vorwurf gefallen lassen muss, in irgendeiner Weise überladen zu sein. Manchmal ist dennoch weniger eben mehr. Denn völlig entkernt von Samples und Vocal-Schnipseln, vollkommen konzentriert auf die verführerische Percussion der guten alten 808 und eines kurzen und vollkommen simplen Acidloops, das führt einen irgendwie zurück ins gute alte Jahr – richtig: 1988! Chicago-Veteran Traxman war damals schon zugegen, hat gut hingehört bei den vielen Großmeistern der Windy City und weiß besser als viele dieser Juke-Rotznasen (die wir aber mindestens genauso bewundern), dass man mit minimalen Aufwand maximalen Ertrag ernten kann. So, und jetzt ist Schluss mit den Plattitüden.
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Diese alten Herren aus Chicago und Detroit machen einem schon ein bißchen Angst. Demonstrativ die Scheuklappen auf für alles, was im neuen Millenium passiert ist, schaffen sie es dennoch relevanter zu bleiben, als all diejenigen, die versucht haben mit der Zeit zu gehen und, einer alten Stromberg’schen Weisheit folgend, mit der Zeit gehen mussten. Gene Hunt, seines Zeichen Ex-Protege Ron Hardys und Rush Hour Go-To-Guy der letzten 12 Monate, macht auf seinem Original-Mix bereits keine Gefangenen, was der große Zeremonienmeister Theo Parrish dann aber auf seinem Remix anstellt, ist wieder Alchimie vom feinsten. Zu Beginn lässt er sich Zeit das tragende Vocal-Sample in epischer Breite und nur durch nervöse Percussion angereichert zu würdigen, ehe ein alles plattwalzender, und dennoch irgendwie subtiler Acid-Bass minutenlang durch den Track mäandert, sich von Theos gewohnt jazzigen Chords nicht ablenken lässt und nach gut drei Minuten endlich explodiert, nur um sich kurze Zeit später wieder dem großen Ganzen unterzuordnen. Er ist und bleibt ein Hexer.