Dass diese Titulierung als eines der Urgesteine westafrikanischer Musikkultur mitnichten zu hoch gegriffen ist, zeigt die beeindruckende Vita des Ghanaers. »Ich habe schon mit sechs Jahren die ersten Instrumente in den Hängen gehabt. Da mein Vater ein guter Klavierspieler war, lernte ich schnell«, erinnert sich Taylor. Mit 20 Jahren steht Ebo als Bandleader der Stargazers und der Broadway Dance Band auf der Bühne, ehe es ihn 1962 aus dem Fischerstädtchen Saltpond an der ghanaischen Küste nach Europa zieht. In London studiert er an der Eric Guilder School of Music. Während seines Studiums trifft er immer wieder auf den Mann, der als Begründer des Afrobeat gilt: Fela Kuti. Während Kuti den Afrobeat vorantreibt, begeht Ebo neue Wege und beginnt, den traditionellen Highlife um westliche Jazz-Elemente und den verspielten Einsatz von Gitarren anzureichern – sein Status als Wegweiser für den Highlife ist bis heute unbestritten. Zurück in Ghana arbeitet Taylor als Inhouse-Produzent für heimische Labels wie Gapophone und Essiebons und prägt die afrikanische Musikszene weiterhin entscheiden – auch, weil er Wagnisse eingeht. »Über die Jahre habe ich gemerkt, dass ich begann, mich mehr und mehr für andere Musikrichtungen wie den Rock zu interessieren«, erinnert sich Ebo Taylor und lässt von da an immer öfter Gitarrenriffs und Funklicks in die traditionelle ghanaische Musik einfließen. Das Ergebnis: Eine ganz eigene Symbiose aus Highlife, Afrobeat, Jazz und Rock.
»Mit der Afrobeat Academy ins Studio zu gehen war für mich eine ganz bewusste Entscheidung. Als ich im letzten Jahr für einen Auftritt in Deutschland war, hatten wir die erste Sessions. Die Energie war so gut, dass wir direkt vor Ort noch einige Songs schrieben.«
Ebo Taylor
Alt und neu gemischt
Aufgenommen hat der Altmeister »Love & Death« in Berlin mit der Afrobeat Academy – dahinter stecken diverse Musiker aus dem Kabu Kabu-Kollektiv, die ghanaische Legende Marijata und der Afrobeat-Kombo Poets of Rythm. Gemeinsam nahm man das Album in wenigen Tagen in der Hauptstadt auf. »Mit der Afrobeat Academy ins Studio zu gehen war für mich eine ganz bewusste Entscheidung«, erzählt Ebo Taylor. »Als ich im letzten Jahr für einen Auftritt in Deutschland war, hatten wir die ersten Sessions. Wir spielten ein bisschen herum und die Jungs hatten wirklich große Lust. Die Energie war so gut, dass wir direkt vor Ort gleich noch einige Songs schrieben.« Die intensiven Aufnahmesessions merkt man »Love & Death« durchaus an. Durch das kohärente Soundbild klingt das gesamte Album wie aus einem Guss – und das, obwohl oder gerade weil sich Ebo Taylor entschieden hat, auch einige seiner älteren Kompositionen, wie den Titeltrack »Love & Death« oder das jazzige »Victory«, mit auf das Album zu nehmen. Das Erstaunliche: Selbst die Kompositionen, welche schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben, unterscheiden sich in keiner Weise vom Klang der neuen Arrangements. Ein Phänomen, welches zuletzt auch schon bei Weggefährten wie Mulatu Astatke, Arthur Verocai oder Tony Allen zu beobachten war: Musikalische Zeitlosigkeit, die im der schnelllebigen Internetzeitalter, oftmals zu kurz kommt. Auf »Love & Death« entfaltet sich die Magie dieser Musik fernab vom Zeitgeist auf beeindruckende Weise – und manifestiert obendrein Ebo Taylors wichtige Bedeutung für die Geschichte afrikanischer Musik in den letzten Jahrzehnten.