Review World Music

Various Artists

Congo Funk! Sound Madness From The Shores Of The Mighty Congo River (Kinshasa/Brazzaville 1969-1982)

Analog Africa • 2024

Compilation des Jahres 2024

Wer den musikalischen Reichtum dieser Compilation hört, mag kaum glauben, dass ein Großteil dieser Musik aus einem Land stammt, das heute vor allem für Gewalt, Armut und Staatsversagen steht. Die Demokratische Republik Kongo, einst belgische Kolonie und von 1971 bis 1997 als Zaire bekannt, war die Wiege der kongolesischen Rumba, die lange Zeit der dominierende Musikstil in weiten Teilen Afrikas war und sich auch in Europa und der Karibik großer Beliebtheit erfreute. »Congo Funk« ist aber nicht nur eine Sammlung der wichtigsten Aufnahmen aus der DR Kongo und dem benachbarten Kongo-Brazzaville, sondern auch das Zeugnis einer individuellen Entdeckungsreise: Samy Ben Redjeb, Betreiber von Analog Africa, bekam eines Tages von einem Plattenhändler in Benin einen Stapel Schallplatten in die Hand gedrückt, um sich mit kongolesischer Musik zu beschäftigen. Am Ende kaufte Redjeb rund zweitausend Singles, aus denen er »Congo Funk« destillierte. Große Namen wie das Orchestre O.K. Jazz, Tabu Ley Rochereau und Les Bantous De La Capitale sind ebenso vertreten wie weniger bekannte Namen: G.O. Malebo, M.B.T’s Sound oder Groupe Minzoto Ya Zaire sind wohl eher Insidern bekannt. Spannend ist nicht zuletzt, was sich neben den klassischen Rumba-Aufnahmen findet und dem Titel der Compilation Sinn verleiht: Psychedelische Vibes wie in Abetis »Musique Tshiluba«, aber auch von Funk und Soul inspirierte Tracks wie »Lalia« vom Trio Bydoli oder »Lolo Soulfire« von Lolo et L’Orchestre O.K. Jazz. Ein Füllhorn großartiger Musik.