Vor 20 Jahren nannte man die Musik, wie sie die japanische Avant-Pop-Künstlerin Tujiko Noriko machte, »Laptop Electronica« oder »Laptop Folk«, weil es damals noch eine kleine Sensation war, wenn Musiker:innen Computer als Musikinstrumente benutzten. Heute wissen wir es besser. Musiksoftware ist so selbstverständlich, dass der Begriff »Laptop« als Teil einer Genrebezeichnung überflüssig geworden ist. Es ist erstaunlich, dass Tujiko Norikos viertes Album »From Tokyo To Naiagara« aus dem Jahr 2003 bis auf wenige Ausnahmen den Vibe des zeitgenössischen experimentellen Pop verströmt. Das Album erschien damals auf Tomlab als CD, eine geplante gekürzte Vinyl-Veröffentlichung kam nicht zustande. Nun erscheint »From Tokyo To Naiagara« erstmals als LP auf dem Label Keplar mit neuem Artwork.
Grob vereinfacht spielt Tujiko Noriko auf dem Album zwei Arten von Musik: Skelettierte, minimalistisch arrangierte Popsongs und abstrakte Experimente, die die Clicks’n’Cuts-Ästhetik der Zeit widerspiegeln. In die scheinbare Idylle, die Noriko mit ihrem Gesang erzeugt, mischen sich Störgeräusche und Dissonanzen. So wird der Track »Tokyo« zu einem Referenzmodell für die Verschmelzung von artifiziellem Popgesang und experimenteller elektronischer Begleitung.
From Tokyo To Naiagara