Die Retroschleifen der Popkultur ziehen manchmal seltsame Bahnen. Sie rücken Musiker:innen in den Fokus, für die sich jahrzehntelang niemand interessiert hat. Meiko Kaji zum Beispiel. Die Japanerin hat als Schauspielerin in den Sechzigern und Siebzigern in Dutzenden japanischer Exploitation-Filme mitgespielt. Ihre Rolle in »Lady Snowblood« inspirierte Quentin Tarantino zu seinen beiden »Kill Bill«-Filmen. Da Meiko Kaji auch die Titelsongs zu ihren Filmen selbst sang – zwei davon landeten auf dem »Kill Bill«-Soundtrack – startete sie nebenbei eine Musikkarriere. Tarantino ist mitverantwortlich dafür, dass die Sängerin seit einem Jahrzehnt wieder selbst Musik macht und sich ein halbes Jahrhundert später wieder Menschen für ihre alten Platten interessieren. Meiko Kajis Debütalbum »Gincho Wataridori« aus dem Jahr 1972 wurde jetzt erstmals auf Vinyl wiederveröffentlicht. Es ist eine Sammlung scheinbar leicht verdaulicher Songs, die seit dem City-Pop-Revival des letzten Jahrzehnts als typisch japanisch gelten.In ihrer Musik mischen sich von traditioneller japanischer Musik beeinflusster Pop, gezähmter Rock, Funkeinflüsse und jazzig angehauchtes Easy Listening.Pompöse Streicher, Mariachi-Bläser und Saxophone schaffen auf dem Album eine Atmosphäre, die ein idealisiertes Bild der 1970er-Jahre vermittelt.
Gincho Wataridori