Wie klingt ein »Künstlergespräch«? Beim Leipziger Duo MM/KM braucht es nicht einmal Worte. Scheinbar ziellose Synthesizermelodiefragmente und ein bisschen rhythmisch flexible Perkussion genügen schon. MM alias Mix Mup alias Lorenz Lindner und KM alias Kassem Mosse alias Gunnar Wendel haben sich mit »Ich sehe Vasen« zum dritten Mal seit 2012 zu einem Album zusammengefunden. MM arbeitet dabei im Übrigen hauptberuflich als Künstler im engeren Sinn, er weiß daher aus eigener Praxis, wovon die Rede ist, und sei es in Tönen. Für die beiden bildet House die Arbeitsgrundlage, von der aus sie in unterschiedlich starkem Maß abstrahieren und eine Reihe von Parametern erkunden, mit denen sich ganz wunderbar herumspielen lässt. Etwa in »Konstantes Gravieren«, in dem ein stoischer Beat und ein gläsern vor sich hin mäanderndes Melodiepattern mit allerhand Spratzern und anderen wie abgerutschten Akzenten versehen wird. An anderer Stelle bietet der Beat bloß leichte Orientierung im Raum wie in »Himmel ohne Himmel«, in dem ein leises Klappern im Hintergrund Akzente setzt, über die wie verloren dahintreibende Glissandi hinwegziehen. Diese kunstsinnige Post-Clubmusik wirkt zugleich aus der Zeit gefallen und sehr gegenwärtig, vermutlich gerade weil sie so beharrlich ihr eigenes Ding verfolgt. Dazu gibt sie sich freundlich sperrig. Man muss vor ihr keine Angst haben, braucht allenfalls ein wenig Geduld und guten Willen. Das wir dann großzügig belohnt.
Ich Sehe Vasen