Im vergangenen Oktober ist Jamie Tiller verstorben. Er war 2013 Mitbegründer des Labels Music From Memory, dessen Katalog das Schlichte mit dem Geschmackvollen verband. Ambient, mysteriös Beatloses und Indie-Rock-Alben mit Hang zum Psychedelischen fanden ihren Platz auf dem Imprint. Die Compilation »10« fasst seinen Sound zum Jubiläum zusammen, und es fällt schwer, die 18 Tracks nicht als musikalischen Abschiedsbrief von und an Jamie Tiller zu lesen.
Los geht es mit einem sanften, melancholischen Gitarrenstück von Joan Bibiloni – Lagerfeuermusik mit stark wehmütigem Einschlag. Jonny Nash geht mit »Dream It Right« das Innehalten anders an: Konzentrierter, präsenter, mit klagenden Chören und cineastischen Streichern, die auch in »The Last Mohikaner« nicht fehl am Platz wären. Auch das ist Music From Memory oft: Kitsch. Aber so herzerwärmend transportiert, dass er Sinn stiftet. Oder so erhaben und liebevoll zugleich wie auf »Just Ducking Around« von Terekke. Gigi Masin wiederum hat mit »Panama Girl« einen dumpf hämmernden Trip beigesteuert, der der New-Age-Esoterik auf sanfteste Weise den Marsch bläst. Fantastisch auch die prägnanten Breaks von RAMZi, zwischen denen die Pads wie gewohnt hin und her hermorphen. Den Abschluss bildet Vito Riccis 25-minütiges »Da Hamptons« von 1985, das nicht nur wegen seiner Überlänge die dichteste Atmosphäre erzeugt und damit die Essenz von Music From Memory am besten verkörpert: Vogelgezwitscher, verzerrte Gitarren und Synthiespulen, die nicht enden wollen.
10