Früher war nicht alles besser – die Vertonung von Sexfilmen indes schon. Eine steile These für Filme, die zuallererst auf steile Zähne setzen. Aber ey: Gerhard Heinz untermauert sie. Auf das Konto des österreichischen Komponisten, der sich zwischenzeitlich als Kapellmeister des Wiener Moulin Rouge verdingte, gehen dutzende Scores zu Genreklassikern wie »Schamlos«, »Griechische Feigen«, »Ein Kaktus ist kein Lutschbonbon« und »Bohr weiter, Kumpel«. Nach und nach dringt das Zeug – manchmal: wieder – auf den Vinylmarkt, dank Labels wie Private. Dessen neuester Soundtrack-Output: »The Joy of Flying«. Um was es da geht, steht in Stefan Rechmeiers »Das große Lexikon des deutschen Erotikfilms«: »Die blonde Sylvia wird von ihrem Mann Kurt sträflich vernachlässigt und verlustiert sich darum in den schlüpfrigsten Tagträumen«. Und ja: Gerhard Heinz träumt sich gekonnt mit rein, dazwischen, drunter und drüber. Easy und ohne unnötige Verrenkungen, ganz so, wie es der Plot erfordert. Der Sound funktioniert dabei auch ohne C-Darsteller prächtig. Die gebotene Schlüpfrigkeit ist weder plump noch bieder und durchweg halligalli statt wischiwaschi. Neben Disco gibt es Bossa, Sirtaki und Tango sowie Tänze mit Dschingis Khan und Curtis Mayfield, und zwischendurch erinnert die »Ode an die Freude« an den unnachahmlichen »Joy of Flying«. Ja: Die Platte belegt schön, warum Heinz seinerzeit der Go-to-Guy für Genrefilmproduzenten war. Beziehungsweise ist? Der gute Mann ist 96!
The Joy Of Flying