Review Rock

bar italia

The Twits

Matador • 2023

Nicht einmal ein halbes Jahr nach dem teils euphorisch aufgenommenen Matador-Debüt »Tracey Denim« legt das Londoner Trio mit »The Twits« nach. Benannt nach einem Buch von Raoul Dahl (deutscher Titel: »Die Zwicks stehen Kopf«), in dem sehr ausführlich beschrieben wird, wie ekelhaft die Hauptfiguren sind und sich verhalten, wählen bar italia ganz im Gegenteil geschmackssicher die delikatesten Versatzstücke des Alternative Rock längst vergangener Jahrzehnte – vor allem des britischen der 80er- und 90er-Jahre. Die nach vorne gehenden Stücke wie der Opener »My Little Tony« erinnern an Primal Scream und The Stone Roses, in anderen Songs hört man dann eher The Cure oder My Bloody Valentine heraus, ihr Blick über den großen Teich hat Sonic Youth und die Breeders im Auge. Dass sich die Drei meist auch innerhalb der Songs am Mikro abwechseln, hat einerseits Charme und bewahrt Bar Italia andererseits vor bloßem Epigonentum. Waren frühere Stücke noch selten länger als zwei Minuten, lassen sich Bar Italia nun deutlich mehr Zeit, was allerdings nicht allen Songs zugute kommt. Das alles macht »The Twits« zu einem mixed bag, in dem markante Momente und eingängige Melodien neben eher Verzichtbarem stehen, und letztlich klar wird, dass »Stil vor Substanz« nicht nur abwertend gemeint sein kann.