Review

The Armed

Perfect Saviours

Sargent House • 2023

Es gibt wenige Bands, die mich konstant so verblüffen wie The Armed. Anfang der 2010er-Jahre machte sich das Ensemble einen Namen als Hardcore-Band. Schnell wurden sie zu Flaggenträgern einer Punk-Generation, die keine Berührungsängste mit Indie hat. 2021 folgte der Paukenschlag. Auf »Ultrapop« kniete sich The Armed in die maximalistischen Aspekte seiner Einflüsse. Indie-Crooning, Pop-Synths, Riot-Grrrl-Vocals, Mathcore-Riffs und Dissonanzen, die Voivod langweilig erscheinen lassen – The Armed bedienten alle Genres gleichzeitig. »Ultrapop« fühlte sich wie die Geburt eines neuen Stils an. Leider hat die Band das Memo nicht erhalten. »Perfect Saviors« ist unumwunden Alt-Rock. Seine Songs drehen sich um massentaugliche Genres. »Everything’s Glitter« orientiert sich an Stadion Rock à la Foo Fighters. »Liar 2« mischt Indietronica auf. Das Album endet mit einer sanften Doppelballade. The Armed beweist jedoch musikalische Meisterschaft. Alle Songs sind konzise und voller Hooks. Hardcore und Noise sind weiter integraler Bestandteil. Die japanische Szene hat bewiesen, dass kein Widerspruch zwischen harscher Musik und dem Mainstream besteht. Doch im Unterschied zu J-Rock sind Extreme hier nicht einfach ein Mittel, um emotionale Steigerung zu erzielen. The Armeds Zugang ähnelt Sonic Youth: Populäre Genres sind ein Medium, in dem sich avantgardistische Ideen entfalten können. Ich hatte auf »Ultrapop 2.0« gehofft. Doch ehrlicherweise hatte ich lange nicht mehr so viel Spaß wie mit »Perfect Saviors«. Enttäuschung des Jahres?