Review

Slowdive

Everything Is Alive

Dead Ocean • 2023

Schon die ersten Sekunden auf Slowdives neuem Album »Everything Is Alive« weisen darauf hin, dass die Shoegaze-Mitbegründer dieses Mal vieles anders machen wollten. »Shanty« beginnt mit langsamen, repetitiven Synths, die das Grundfundament bilden. Irgendwann bricht dann aber doch die samtenste Wall of Sound der Musikgeschichte mit akustischer Leadgitarre über diesen modularen Drehwurm herein, und alles ist gut. Zu diesem Entschluss kam offenbar auch das britische Quintett: Die Idee von Sänger und Gitarrist Neil Halstead, ein »minimaleres elektronisches Album« zu produzieren, wurde verworfen; die besten Songs entstünden, wenn man sich in der Mitte treffe, so das Kollektiv – flache Hierarchien haben also auch ihr Gutes. Nach zwei instrumentalen Nummern duettieren Halstead und Rachel Goswell auf »Alife« erstmals los, und alles wird besser. Slowdive knüpfen hier ziemlich offen an den maximalistischen Klang des selbstbetitelten Vorgängers an, auch ein Solo schleicht sich gegen Ende noch ein. »Andalucia Plays« fällt sogar für die ganz eigene emotionale Liga der Band eine Spur zu melancholisch aus, wohingegen die Vorabsingle »Kisses« einen so wahrhaftig schönen Hit darstellt, wie es ihn in selbst in der an Highlights nicht armen Diskografie Slowdives nur ein paarmal gibt. Interessant auch »Skin In The Game«, das an »When The Sun Hits«, das wohl bekannteste Lied der Band, erinnert und ihre Schaffensphasen – zwischen 1995 und 2014 war man inaktiv – verknüpft. »Chained To The Clouds« setzt mit dem slowdivigsten aller möglichen Namen nochmal auf ein durchgehendes Synth-Skelett, »The Slab« beendet die Platte mit Geschwindigkeit und harten Drums, und alles ist szenisch und perfekt.