Der Opener »Page 1« gibt die Richtung vor: Steven Julien und Kyle Hall gehen auf ihrer gemeinsamen EP »Crown« unbeirrbar ihren Weg und stellen dabei von Anfang an klar, dass der sie nur und ausschließlich da hinführt, wo sie wollen. Mittels James Massiahs göttlichen Spoken-Word-Parts über den in retrofuturistischer Achtziger-Manier kreiselnden Synths und hallenden, nur kurz zur Aufmerksamkeit gemahnenden Kicks beanspruchen die beiden die Ownership ihrer Musik, verbogen wird sich nicht. Julien und Hall dürfen mit Fug und Recht als Realkeeper von House und angrenzenden Spielarten elektronischer Musik bezeichnet werden, der eine in London, der andere in Detroit. Was sie eint, ist ihre Verachtung für musikalische Sterilität, die konsequente Bejahung der Vorstellung von Techno und House als menschengemachter Maschinenmusik.
»Page 2« mit seinem eher jazzigen denn clubigen Schlagmustern und Synth-Akkorden, mit denen Hall schon auf Durchbruchtracks wie »Ghosten« Eindruck schindete, funktioniert als Blaupause dieses souligen Sounds. »Page 3« rumpelt wie bei Theo Parrish, zugleich tut sich melodisch so viel, dass man das Gefühl hat, in einem Track steckten derer drei. »Page 4« wiederum stellt die clubbigste Nummer dar, die vormacht, wie Deep House klingen soll, der das Prädikat auch wirklich verdient hat. Wo wir schon beim Stichwort sind: Die gesamte EP ist quasi die komplette musikalische Antipode zu dem, was ehrenlose Menschen gemeinsam mit suggestiven Strandbildern leicht bekleideter Frauen auf YouTube unter dem Genre-Begriff hochladen.
Crown