Avalon Emerson liebt die Wüste. Das zeigt nicht nur das neue Video zu »Astrology Poisoning«, in dem sie in einer post-apokalyptischen Dünenlandschaft steht. Die Wüste, unwirtlich und schön zugleich, zieht sich wie ein roter Faden durch Emersons neues Album, mit dem sich der international erfolgreiche DJ überraschend als Indie-Electronica-Sängerin entpuppt. In Zusammenarbeit mit dem Produzenten Bullion entstanden neun Songs, die über den Wolken schweben. Mit »& the Charm« gelingt Avalon Emerson der Spagat zwischen sanfter Klangkulisse und eigenwilliger Mikrodosierung von Euphorie. Bemerkenswert ist die Ambivalenz der Lyrics. »Closer to the sun / Just hit 31 / The ring ran out of fun / And now it’s warm like bath water«. Das liest sich wie ein Kommentar zu Avalon Emersons DJ-Karriere. Was einmal Spaß gemacht hat, fühlt sich immer noch gut an, ist aber bequem und mechanisch geworden.
Die Zeilen beziehen sich aber auch auf die Klimaerwärmung. Wenn sie schließlich singt »And you return again The water rises, closing in«, wird endgültig klar, dass der dramatische Wandel, der hier besungen wird, eine autobiografische und eine globale Ebene hat. Von einer Sehnsucht nach einer heilen Welt kann aber bei der auffälligen Leichtigkeit, mit der sich diese düsteren Texte mit der Musik verbinden, keine Rede sein. Vielmehr wird gerade in der Parallelität von autobiographischem und planetarischem Wandel, mit jeweils düstersten Aussichten, auf wunderbar beiläufige Weise ein neues Lebensgefühl anvisiert, so etwas wie eine postpragmatische Bereitschaft zur Schönheit. Dies auszuloten, scheint mir der eigentliche Reiz der Platte zu sein.
& The Charm