Bei Recital gehe ich zur Kirche, traditionell. Jetzt veröffentlicht Delphine Dora auf Sean McCanns Label ihr neues Album, eine Musikerin also, die meistens selbst ziemlich anbetungswürdige Musik macht. Klassischer Fall von: Es kommt zusammen, was usw. »As Above, So Below« ist so sakral und ornamental, wie ich es vermutet habe. In den Titeln schon: »Temps«, »spirituel«, »éternelle«, »le ciel«, alles nichts für Minimal/Brutalismus-Fans, so viel steht ebenfalls vor dem ersten Ton fest. Schnell bestätigt die Musik diese Einschätzung. Delphine Dora hat hier ordentlich Hall aus Klavier gepackt und es nicht auf endgültige Richtigkeit gestimmt, da folgt sie der Label-Tradition. Dazu Gesang (ein fernes Hauchen), Spoken Word, Field Recordings. Zwei Freundinnen schlendern durch die Gassen, Vögelchen zwitschern, ein altes Dieselfahrzeug knattert vorbei, die Landschaft fordert ein Öl-Bild. Hier klingt Dora nach dem Alltags-Ambient von Claire Rousay. Im nächsten Stück dann ganz barock: Sagt ein Gedicht des deutschen Dichters der Frühromantik, Novalis auf, das Klavier hat Fieber. Der Rest ist Klaviermusik und offenes Fenster, ein leichtes Lüftchen weht die Gardinen in den Saal, eigentlich schön alles, aber irgendwas zieht runter, es wird schon auch gelitten hier.
As Above, So Below