Finnland ist das Land des Jazz, Helsinki seine Hauptstadt. Wer schon mal bei den finnischen Freunden von We Jazz oder Timmion zuhören durfte, dem erzählt man nichts Neues. Überraschungen gibt es trotzdem: Soft Power, sechs Finnen auf estnischen Abwegen von RR Gems, veröffentlichen bereits ihr drittes Album. Mit 527 Facebook-Followern geht die Truppe aber immer noch als – psst! – Geheimtipp durch. »Raw Bites« könnte das zumindest in spirituell veranlagten Kreisen ändern. Die Platte funkt in den Psych-Rock der Sechziger, Gábor Szabó und Pärson Sound lassen grüßen, vielleicht gehen sogar die Doors auf. Und bevor jemand John Coltrane sagt, um Kamasi Washington zu meinen, sollte man lieber bei Muriel Grossmann nachlesen, was das mit dem Räucherstäbchen-Jazz-Revival zu tun hat. Oder man besorgt sich die Platte von Soft Power und lässt sich von Schwanenhals und Hammondorgel ein musikalisches Update der Gegenwart verpassen. Kein Hokuspokus, sollte man meinen. Doch für skeptische Gemüter ist es ein weiter Weg. Bis ins Jazzland. Und zurück.
Raw Bites