Review

Nathan Micay

To The God Named Dream

LuckyMe • 2023

Nathan Micay war schon immer Maximalist. Zuerst machte sich der Kanadier unter dem Pseudonym Bwana mit Releases auf Aus Music und später AD 93 einen Namen mit weirder, bisweilen breakigem House- und Techno-Entwürfen, der einerseits verspielt und andererseits pathetisch aufgeladen war – trancey im Gefühl, bisweilen auch in der Klanggestaltung. Ein »Akira« Re-Score, eine Rückbesinnung auf den Klarnamen und eine Abkehr vom Dancefloor-Diktat später hat Micay ausgehend von seinem ordentlichen Debütalbum »Blue Spring« mit dem Soundtrack für die »Euphoria-aber-in-der-City-of-London«-Erfolgsserie »Industry« einer der besten seiner Art in jüngerer Zeit hingelegt. Es gelang ihm damit, zugleich überwältigend und intim, nostalgisch und futuristisch, emotional und abgeklärt zu klingen – wie eben auch häufig in seinen eigenständigen Produktionen.

»To A God Named Dream« muss also in große Fußstapfen treten und tut das aber souverän. Spurenelemente der rhythmischen Grundgerüste von Trip-Hop, Breakbeat-Musik und bestimmten IDM-Spielarten finden sich allemal in diesen elf Stücken, mehr noch als zuvor röhren die trancigen Sequenzen durch den Raum und erlaubt sich Micay immer wieder Konzessionen an zeitgenössische Interpretationen von Popmusik – nur wird die Hook eher von einem Synthesizer oder höchstens einem Sample übernommen. Weitgehend klingt dieses Album aber eher so, als hätte jemand die kosmischen Visionen der Berliner Schule durch den Kontor-Windtunnel geschickt, bevor sie ungeplant ins Studio von Charli XCX gekracht sind. Dieser rigide Maximalismus beziehungsweise überbordende Eklektizismus kann sicherlich herausfordernd sein. Aber Nathan Micay gelingt das Kunststück, daraus einen reinen Spaß zu machen.